Viet Hoang

Als Aktivist im Netz kann man sehr schnell zur Zielscheibe werden. Mit dem offenen Hass gegen die eigene Person umzugehen ist enorm schwer und man muss dafür eigene Strategien entwickeln.  Viet greift dieses Thema in seiner Arbeit bei „debate“ auf. Das Projekt debate fördert und stärkt eine demokratische Debattenkultur im Internet. Aber lest selbst was Viet zu sagen hat: 

Wo bist du aktiv und wofür engagierst du dich?

Ich engagiere mich gegen Diskriminierung und Rassismus. Mein Schwerpunkt ist dabei das Internet. Der wichtigste Teil meiner Arbeit aber findet offline in Workshops und bei Vorträgen statt. Ich vermittele und erarbeite Umgangsmöglichkeiten und Strategien gegen Hass im Netz.

Was sind deine Aufgaben?

Ich sensibilisiere und mache Aufmerksam auf den Mist, der einem im Internet begegnen kann. Die Leute denen ich begegne haben oft ein diffuses „das Internet kann einem gehörig den Tag versauen“ – Gefühl und ziehen sich in ihre halboffenen Messengerchats zurück. Das ist auch völlig legitim. Problematisch wird’s, wenn sich Menschen deswegen aus dem öffentlichen Teil des Internets zurückziehen. Ich zeige wie man nützliche Infos bekommen kann, um Postings und Debatten besser einzuordnen und rechte Strategien zu entlarven und auch was man machen kann, wenn der Shitstorm die eigene Arbeit trifft.

Wofür kämpfst du?

Mich hat schon immer gestört, wenn Leute ausgeschlossen wurden. Am schlimmsten, wenn es dafür keinen ersichtlichen Grund gab. Die gesellschaftliche Dimension hat mich erst so richtig interessiert, als Gamergate aufkam. Ich habe zu der Zeit gerade meine Bachelorarbeit über eSport geschrieben und realisiert, dass Gamer als politische Akteure völlig übersehen werden. Es hat dann noch bis zum Master gedauert, bis ich in diesem Bereich arbeiten wollte.

Was würdest du an der aktuellen Situation ändern wollen?

Für mich ist das Glas eher voll als leer. Das Leben in Deutschland ist nicht schlecht, aber ich habe Sorge, dass aktuelle und langfristige Themen von Panikmacher*innen und Aufpeitscher*innen dominiert werden (siehe Thema Asyl, Diesel…) Mir fällt fast kein Thema ein, dass nicht durch Rechtspopulisten und Nazis instrumentalisiert wird. Sei es um es völlig zu verdrehen und auf völkische und rassistische Ideologie zu wenden oder um von echten Problemen abzulenken. Ich glaube nicht, dass in nächster Zeit Nazis die Regierung stellen, aber ich sehe täglich, wie sie ihre Themen platzieren und in die Diskussion einbringen. Das führt zu mehr und offensiverer Diskriminierung im Alltag. Dagegen muss man vorgehen, damit alle frei, selbstbestimmt und diskriminierungsfrei leben können.

Welche Menschen / Einzelpersonen bewunderst du?

Leute, die nie müde werden sich mit unbequemen Themen wie zb. Rassismus und anderen Machtformen oder sowas auseinanderzusetzen und dabei noch offen und herzlich bleiben und den Spaß nicht verlieren. Trotzdem ein gutes Leben zu leben ist eine schöne Art den Ausgrenzer*innen den Stinkefinger zu zeigen.

Was ist dein aktuelles Lieblingslied?

Greta Van Fleet – When The Curtain Falls

(Diese Songs findet ihr in der „herzkampf“-Playlist bei Spotify)

Wenn ich dir 5000€ schenke und du müsstest das Geld spenden, wohin würdest du es aktuell spenden?

An eine der Betroffenberatungen für Betroffene von rechter Gewalt. Die können nicht genug Anerkennung für ihre Arbeit kriegen. Oder an Leute die das Netz aufhellen wie barbara.

Gibt es Links oder Texte wo man sich näher über dich oder deine Institution informieren kann?

Ort der Aufnahme: Nikolaistraße, Leipzig

Support Herzkampf

Herzkampf ist ein Projekt, was von einer einzelnen Person gestemmt wird. Es kostet Zeit, Geld und ist aufwendig, jede Woche einen neuen aktiven Menschen vorzustellenFalls ihr die Seite gut findet, könnt ihr das Projekt entweder per Paypal oder bei Steady unterstützen. Falls euch das Herzkampf-Logo gefällt könnt ihr auch Shirts oder andere Produkte im Shop davon kaufen. Jeder Cent hilft.