Ruth Wolf
Ruth kommt aus Jena und kümmert sich um Geflüchtete, in diesem Beratungs- und Therapiezentrum werden schwerpunktmäßig Geflüchtete mit psychosozialen Problemen, Traumata und anderweitigen psychischen Erkrankungen therapeutisch behandelt, beraten und unterstützt. Im Rahmen einer privaten Geburtstagsfeier hatte ich die Chance, Ruth zu treffen. Was sie bisher geprägt und verändert hat, darüber hab ich mit ihr gesprochen. Ihr könnt das ganze Interview jetzt nachlesen:
Wo bist du aktiv und wofür engagierst du dich?
Ich würde sagen, ich habe mein Hobby und meinen Herzkampf zum Beruf gemacht und arbeite jetzt im Psychosozialen Zentrum für Flüchtlinge REFUGIO Thüringen.
Ich interessiere mich schon lange für die Asylpolitik und vor allem die Menschen, die es betrifft. Ich habe über Praktika und Arbeit viele verschiedene Menschen mit Fluchterfahrung kennen lernen dürfen und ganz viele von ihnen in mein Herz und meinen Freundeskreis geschlossen.
Aktuell würde ich aber sagen, dass sich mein Engagement schon viel den Klient*innen von REFUGIO widmet.
Was sind deine Aufgaben?
Meine Aufgaben sind sehr vielfältig. Genau deshalb liebe ich diese Arbeit.
Aber um ein paar zu nennen, geht es für mich in meiner Arbeit um die Vorbereitung und Begleitung im Asylverfahren, für eine Unterstützung beim Zugang von medizinischer Versorgung, um Unterstützung beim Ankommen in einer neuen Stadt, das Aufzeigen von Perspektiven, ein offenes Ohr zu haben und einfach einen Schutzraum zu bieten, wo sich Menschen willkommen fühlen.
Wofür kämpfst du?
Ich kämpfe in erster Linie für Gerechtigkeit. Für eine Welt, in der es egal ist, wo jemand herkommt oder wie Menschen aussehen (ob sie dünn oder dick sind, ob sie ein Bein haben oder zwei), in der es vollkommen egal ist, wen man liebt, wie viel man verdient oder welche Religion Menschen haben.
Ich kämpfe für Solidarität und für mehr Begegnungen auf Augenhöhe.
Ich kann nicht aufhören zu träumen, dass eine bessere Welt mit mehr Offenheit, Respekt und Verständnis möglich ist. Auch wenn das vielleicht ein bisschen naiv klingt.
In meinem Alltag kämpfe ich auch sehr oft, dass Menschen die Rechte bekommen, die ihnen zustehen.
Wann hat dein Kampf begonnen?
Ich glaube, das Ereignis welches mich am meisten geprägt und auch den Startschuss meines Interesses geweckt hat, war ein Besuch in der Erstaufnahmeeinrichtung in Zirndorf vor ca. 13 Jahren. Wir haben die Einrichtung damals besucht, um ein Referat in der Schule zu machen und dabei ist mir aufgefallen, wie wenig das Thema Asyl in den Köpfen präsent ist. Zugleich hat es mich schwer bedrückt, wie schlimm die Umstände sind, in denen Menschen hier leben müssen, abgeschottet von der restlichen Bevölkerung und eingesperrt in zu kleinen Zimmer ohne Privatsphäre, schlechten Zugang zu medizinischer Versorgung usw. Seit diesem Tag hat mich das Thema nie wieder losgelassen, weil es mich wirklich tief im Herzen berührt hat.
Aber es gibt immer wieder neue Erzählungen und Geschichten, die mich aufs Neue prägen und natürlich auch super schöne Begegnungen mit den Menschen. Ich glaube, ohne diese wundervollen Momente würde man auch oft die Kraft verlieren.
Was würdest du an der aktuellen Situation ändern wollen?
Sehr schwere Frage, ich würde denke ich, sehr vieles ändern (Politisch würde ich echt sehr sehr vieles ändern, zum Beispiel einen schnelleren Zugang zu Sprachkursen für alle Menschen, unabhängig von den Herkunftsländern, eine bessere Unterbringungspolitik mit mehr Schutzräumen und Privatsphäre, für bessere Bleibeperspektiven, für einen besseren Zugang zu Ausbildung und Arbeitsmarkt, für eine gute medizinische Versorgung und noch vieles mehr) . Aber ein weiteres gesellschaftliches Ziel wäre es, die Menschen wieder mehr zusammen zu bringen. Sie dazu zu bringen, zu sehen dass wir oft viel mehr teilen, als uns trennt. Ich glaube und hoffe, würden Menschen sich besser kennen, würden gar nicht so viele Menschen Ängste und Hass entwickeln.
Welche Menschen / Einzelpersonen bewunderst du?
Ich bewundere sehr viele Menschen aus Afghanistan. Ich glaube, sie haben mich in meiner Zeit, in der ich in einer Unterkunft für geflüchtete Männer gearbeitet habe am meisten beeindruckt. Ich habe großen Respekt vor Menschen, denen so viele Steine und Hürden in den Weg geräumt werden und die trotz allem nicht aufgeben. Wer jahrelang auf einen Sprachkurs und noch viel länger auf eine sichere Bleibeperspektive warten muss und trotzdem nicht den Mut und die Kraft verliert, hat sehr viel Respekt verdient.
Was ist dein aktuelles Lieblingslied?
Ein Lied, was ich immer hören kann, ist Liebe von Moop Mama
(Diese Songs findet ihr in der „herzkampf“-Playlist bei Spotify)
Wenn ich dir 5000€ schenke und du müsstest das Geld spenden, wohin würdest du es aktuell spenden?
Gibt es Links oder Texte wo man sich näher über dich oder deine Institution informieren kann?
Ort der Aufnahme: Reichpietschstraße, Leipzig
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