Maximilian Strüning
Wie wichtig es ist, eine Initiative oder einen Freiraum zu schaffen, zeigte mir vor ein paar Tagen, das Begegnungszentrum Pirna. Im ländlichen Raum einen sicheren Ort zu kreieren, wo man all seine Fragen und Ängste stellen kann und man eben nicht allein gelassen wird, ist so enorm wertvoll. Max zeigt mit seinem Engagement, wie sehr man sich einbringen kann. Aber lest selbst:
Wo bist du aktiv und wofür engagierst du dich?
Ich bin seit Mai 2014 in der SPD und bei den Jusos aktiv und seit 2018 im CSD Pirna e.V.. Meine Herzensthemen sind Bildung, speziell alles, was die Ausbildung angeht, und das queere Spektrum. 2019 trete ich für die SPD als Kandidat für den Kreistag des Landkreises Sächsische Schweiz – Osterzgebirge, für den Stadtrat Pirna und den Ortschaftsrat Graupa an. Darüber hinaus engagiere ich mich seit seiner Gründung 2018 im Pirnaer Begegnungszentrum zur Förderung der Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt.
Was sind deine Aufgaben?
Ich bin Ansprechperson für jugendliche Homosexuelle im Landkreis. Um ihnen eine Möglichkeit des Austausches zu geben, haben wir die Gruppe „Junge Wilde“ gegründet, die sich an junge Menschen unter 26 Jahren richtet und sich einmal im Monat im Begegnungszentrum trifft.
Wofür kämpfst du?
Ich setze mich ein für mehr Akzeptanz von queeren Menschen. Besonders junge Menschen, die noch in der „Findungsphase“ sind, brauchen manchmal eine Ansprechperson, die ihnen ohne Vorurteile begegnet und einfach einmal zuhört, ohne zu bewerten. Auch heute noch treffen viele homosexuelle Jugendliche auf Unverständnis und Ablehnung – auch und besonders in der Familie und im Freundeskreis. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit äußert sich in meinem Umfeld allerdings nicht nur gegenüber homosexuellen Menschen, sondern auch in Bezug auf Migrant*innen. Homophobie und Rassismus gehen leider oftmals zusammen. Deshalb finde ich es wichtig, mich politisch zu engagieren und eine klare Position zu beziehen.
Wann hat dein Kampf begonnen?
014, als das alles mit Pegida und der ganzen braunen Verirrung im Netz und auf den Straßen losging, habe ich den Kontakt zu vielen Bekannten abgebrochen und bereue es auch bis heute nicht. Damals habe ich mich dazu entschieden, in die SPD einzutreten. Geprägt haben mich auch meine Eltern, besonders mein Vater. Für ihn waren Toleranz und Akzeptanz gegenüber verschiedenen Lebensweisen sehr wichtig und so wurde auch ich erzogen. Da sich die SPD für eine tolerante und vielfältige Gesellschaft einsetzt, in der niemand ausgegrenzt wird, habe ich dort meine politische Heimat gefunden.
Welches Ereignis hat dich am meisten geprägt?
Ich kann mich noch gut an die Krawalle 2015 in Heidenau erinnern, wo hunderte Idiot*innen vor einer Unterkunft für Geflüchtete randaliert haben. Das hat mich damals sehr geschockt. Denn das passierte ja im Prinzip direkt vor meiner Haustür. Mir war klar, dass gegen solche Ungerechtigkeit vorgegangen werden muss. Diese Vorfälle haben mich darin bestärkt, dass mehr Menschen klare Kante zeigen müssen.
Was würdest du an der aktuellen Situation ändern wollen?
ch würde mir wünschen, dass mehr Menschen über ihren eigenen Tellerrand blicken und in einen Dialog miteinander treten würden. Klar ist es leichter, das zu glauben, was die Filterblasen Facebook & Co. ausspucken. Der Versuch, andere Menschen zu verstehen und andere Lebensweisen kennenzulernen, erfordert erst einmal Mut. Aber es lohnt sich.
Welche Menschen / Einzelpersonen bewunderst du?
Ich bewundere die Menschen, die sich tagtäglich gegen Rassismus und Diskriminierung stellen, in der Vergangenheit wie heute. Als Einzelperson fällt mir da z.B. Karl Küpper ein. Der Karnevalist hat sich immer gegen Nazis gestellt und für seine Haltung auch Prügel einstecken müssen. Während des Hitler-Regimes hat er Witze auf Kosten der Nazis gemacht, weshalb ihm ein lebenslanges Redeverbot erteilt wurde. Um nicht verhaftet zu werden, meldete er sich bei der Wehrmacht, wurde im Krieg gefangen genommen, konnte später jedoch wieder auftreten. Doch auch im Nachkriegsdeutschland waren Vielen seine Reden zu bissig. Er eckte an, weil er den Finger immer tief in die Wunde legte. Das bewog ihn aber nicht dazu, aufzuhören. Das bewundere ich.
Was ist dein aktuelles Lieblingslied?
Da gibt es gerade sehr viele… eins davon heißt „Dat es Heimat“ von „Räuber“, einer kölschen Band. Ich habe Verwandtschaft und Freund*innen in Köln und Umgebung, NRW ist also meine zweite Heimat.
(Diese Songs findet ihr in der „herzkampf“-Playlist bei Spotify)
Wenn ich dir 5000€ schenke und du müsstest das Geld spenden, wohin würdest du es aktuell spenden?
An die Shoah Foundation, die von Steven Spielberg gegründet wurde, als er „Schindlers Liste“ gedreht hat. Die Organisation setzt sich gegen das Vergessen der Opfer des Holocausts und der Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten ein.
Gibt es Links oder Texte wo man sich näher über dich oder deine Institution informieren kann?
Ort der Aufnahme: Lange Straße, Pirna
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