Maren Wilczek

Maren und ich haben uns schon ein paarmal gesehen aber noch nie viel miteinander geredet. Das musste sich ändern. Da ich ein sehr großer Fan des Leipziger Podcasts „Sachsennaht“ bin und sie ein Teil davon ist, schrieb ich sie an und wir verabredeten uns für eine kleine Fotosession im Leipziger Laternenlicht. Was Maren politisiert und umtreibt, könnt ihr jetzt hier nachlesen:

Wo bist du aktiv und wofür engagierst du dich?

Ich bin seit ein paar Jahren auf antifaschistischen Demonstrationen aktiv und war auch immer mal rundherum in die Organisation eingebunden, meist in der Öffentlichkeitsarbeit. Abseits von Demonstrationen liegen mir zwei Projekte sehr am Herzen: Tschop! Tschop!, ein offenes Onlinemagazin, das gleichermaßen politisch wie unterhaltsam sein soll, und der Sachsennaht-Podcast, den Marcel und ich Ende 2018 gestartet haben.

Wofür kämpfst du?

Ganz idealistisch: Für das schöne Leben und für die freie, offene, gerechte und diverse Gesellschaft, die es dafür braucht. Das heißt natürlich, gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Diskriminierung anzukämpfen. Oft bedeutet es aber auch, bei mir selbst und meinem Umfeld anzusetzen. Auch, wer gegen menschenverachtende Ideologien ankämpft, hat beispielsweise Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Ableismus, Trans- und Homofeindlichkeit internalisiert. Ich halte es für wichtig, sich diesen Umstand und die eigenen Privilegien immer wieder vor Augen zu führen, offen und ehrlich mit Kritik umzugehen und dabei nicht zu vergessen, sorgsam und solidarisch miteinander zu bleiben. Gegenseitige Unterstützung, Bestärkung und gemeinsames Weiterentwickeln fühlen sich neben all dem Kämpfen auch ganz schön gut an.

Wann hat dein Kampf begonnen?

Am 12. Januar 2015 so gegen 17 Uhr. Da habe ich eine Kanne Tee gekocht, mich winterfest angezogen, mir die EA-Nummer aufgeschrieben und bin zur ersten No Legida Demonstration gegangen. Davor stand ich Demos eher ängstlich und auch ein wenig faul gegenüber. Das hat sich an dem Abend geändert, plötzlich war es keine Option mehr, einfach zuhause zu bleiben.

Welches Ereignis hat dich am meisten geprägt?

Es war kein konkretes Ereignis, sondern der gesamte Sommer und Herbst 2015. In dieser Zeit gab es in Sachsen teilweise über 30 rechtsradikale Aufmärsche und Kundgebungen pro Woche. Zum Glück gab es auch viel Gegenprotest. In diesen Monaten habe ich erstmalig und ziemlich oft Gewalt erlebt, sowohl durch Neonazis als auch durch die Polizei.

Andererseits habe ich durch die vielen Protestaktionen tolle Menschen kennengelernt und neue Freundschaften geschlossen. Ich bin bis heute beeindruckt davon, wie schnell und enthusiastisch Bündnisse geknüpft und Aktionen auf die Beine gestellt wurden.

Was würdest du an der aktuellen Situation ändern wollen?

So viele Dinge auf so vielen Ebenen und in so vielen Bereichen. Ein Anfang wären mehr gelebte Solidarität, Empathie und Rücksichtnahme.

Welche Menschen / Einzelpersonen bewunderst du?

In meinem Umfeld gibt es unterschiedlichste großartige Menschen mit so vielen verschiedenen feinen Eigenschaften und tollen Projekten, dass es unmöglich ist, sie alle aufzuzählen. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich ins Rumwundern und Schwärmen, wie cool die alle sind und welche Herausforderungen jede*r einzelne meistert.

Was ist dein aktuelles Lieblingslied?

Dank einer sehr lieben Person habe ich einen all-time-favorite für sehr gute Laune: Laid Back – Bakerman.

(Diesen Song findet ihr in der „herzkampf“-Playlist bei Spotify)

Wenn ich dir 5000€ schenke und du müsstest das Geld spenden, wohin würdest du es aktuell spenden?

Ich würde es unter Protestbündnissen aufteilen, die unermüdlich wichtige antifaschistische Arbeit leisten, wie beispielsweise HOPE und Nationalismus raus aus den Köpfen, die sich in Dresden gegen Pegida und andere neurechte und neonazistische Gruppierungen stellen, oder das Kollektiv IfS dichtmachen, das in Schnellroda gegen völkisch-nationalistische Vernetzungstreffen protestiert.

Gibt es Links oder Texte wo man sich näher über dich oder deine Institution informieren kann?

Hier kann man in den Sachsennaht-Podcast reinhören: sachsennaht.de
Und hier das Tschop! Tschop!-Magazin lesen (oder direkt mitmachen): tschop-tschop.de

Ort der Aufnahme: Karl-Heine-Straße, Plagwitz

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