Annalena Schmidt
Wenn man sich in Sachsen mit rechten Strukturen auseinandersetzt, stolpert man früher oder später über Annalena. Sie klärt darüber auf, was in und um Bautzen passiert. Ich entdeckte sie vor ein paar Jahren auf Twitter und bei der Planung des Projektes wurde sie mir sehr oft aus meinem eigenen Umfeld vorgeschlagen. Als ich nach fast drei Stunden Fahrt in Bautzen ankam, begrüßte sie mich sehr freundlich. Wir gingen mit zwei weiteren Herzkämpferinnen durch die halbe Stadt und sie zeigte mir viele kritische Ecken und Läden. Danke für die kleine Stadtführung. Danke für dein Engagement.
Wo bist du aktiv und wofür engagierst du dich?
Ich engagiere mich für eine tolerante und weltoffene Gesellschaft. Dabei konzentriere ich mich vor allem auf die Stadt, in der ich lebe – also Bautzen/Budyšin – bin aber auch häufig in Dresden anzutreffen und aktiv.
Was sind deine Aufgaben?
Aufgaben ist vielleicht das falsche Wort – ich habe es ja selbst gewählt. Um es kurz zu beschreiben: Ich lege in Bautzen immer wieder den Finger in die Wunde. Ich dokumentiere, was hier an rechten Strukturen existiert, dokumentiere rechte Schmierereien, ich zeige Dinge an, die nicht auf dem Boden unserer Gesetze stehen und dokumentiere alles über Twitter und manchmal auch auf meinem Blog. Dabei nehme ich auch die Politik in der Stadt, dem Landkreis und dem Bundesland sowie den Umgang mit der Situation vor Ort in den Blick oder schaue, wie die Polizei agiert und berichtet.
Wann hat dein Kampf begonnen?
Ich war schon immer gegen Ungerechtigkeit aktiv. Im Studium in der studentischen Selbstverwaltung an meiner Uni. In diesem Kontext ebenfalls gegen rechte Strukturen. Intensiviert hat sich das allerdings seit September 2016 in Bautzen.
Welches Ereignis hat dich am meisten geprägt?
Da sind zwei Ereignisse zu benennen:
Zum einem bin ich durch mein Studium der Geschichtswissenschaft und die jahrelange wissenschaftliche Beschäftigung mit der Shoah sehr sensibilisiert für das, was aus Nationalismus, Xenophobie und Hass entstehen kann.
Zum anderen hat mich ein Ereignis im September 2016 sehr geprägt beziehungsweise es war für mich der Auslöser, dass ich lauter geworden bin und begonnen habe Nationalismus und Rassismus in Bautzen und an anderen Orten zu dokumentieren: Das war der Abend an dem junge Refugees von Nazis durch die Stadt gejagt wurden und wir, weil wir bei der Gruppe waren, mitrennen mussten. Eine Situation, von der ich dachte, dass man sie nie wieder in Deutschland erleben muss.
Was würdest du an der aktuellen Situation ändern wollen?
Ich wünsche mir, dass die Demokrat*innen lauter werden – überall, aber insbesondere in Sachsen, wo im kommenden Jahr Wahlen anstehen. Wir, die wir noch immer in der Mehrheit sind, müssen unsere Stimmen gegen die erheben, die ausgrenzen wollen und gegen Menschen hetzen, die sie als nicht in ihr Weltbild oder ihre Norm passend erachten.
Was ist dein aktuelles Lieblingslied?
Absolutes Lieblingslied, eine gute Frage. Das hängt sehr von der Tagesform ab… Ein Lied, was ich in den letzten beiden Jahren sehr oft und sehr laut gehört habe ist „Willkommen in Deutschland“ von den Toten Hosen. 1993 erschienen, ist es auch nach 25 Jahren leider noch hochaktuell.
(Diesen Song findet ihr in der „herzkampf“-Playlist bei Spotify)
Wenn ich dir 5000€ schenke und du müsstest das Geld spenden, wohin würdest du es aktuell spenden?
Das Geld würde ich an „Straßengezwitscher e.V.“ spenden. Die Menschen in dem Projekt machen einen verdammt guten Job und es ist gerade mit Blick auf das kommende Jahr und die Zeit, die folgt, dass dokumentiert, recherchiert und aufgeklärt wird.
Gibt es Links oder Texte wo man sich näher über dich oder deine Institution informieren kann?
Ort der Aufnahme: Kornmarkt, Bautzen
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