Welches Ereignis hat dich am meisten geprägt?
Da gibt es eine ganze Kette von Ereignissen. Dank meiner Eltern drehte sich bei uns zuhause schon immer viel um Politik und deshalb konnte ich mir schon immer vorstellen, in der Politik oder im Aktivismus, auch nach Studium und was da auch immer noch kommen mag, aktiv zu sein.
Dieser Plan hat sich für mich im letzten September gefestigt, als es zu Hetzjagden in Chemnitz kam und in der Folge zu wöchentliche Gegenprotest. Ab dem Zeitpunkt, als Politiker*innen davon sprachen, es hätte diese Hetzjagden nicht gegeben, war mir klar, dass ich der Politik nicht einfach zuschauen will, vor allem nicht in Sachsen. Für mich stand da fest, ich will und muss mich einbringen.
Den Entschluss hatte ich damals gefasst und so richtig konkret wurde er, als wir in Zwickau aus dem nichts am 15. März 300 Menschen in knapp zwei Woche mobilisieren konnten, die mit uns nach Chemnitz gefahren sind. Wir konnten uns selber nicht wirklich erklären, wo diese Massen dann auf einmal herkamen, aber wir wollten ab dem Zeitpunkt nicht mehr damit aufhören. Plötzlich kam ein Mann und gab uns Geld für ein Sachsenticket, ein Großteil der Menschen hatten sich Plakate und Banner gebastelt. Das war schon ein kuriosen, auf jeden Fall nicht alltägliches Bild am Zwickauer Hauptbahnhof.
Den nächsten Höhepunkt erreichten wir am 24.5., kurz vor der Europawahl. Da gingen erstmals auch in Zwickau, 800 Menschen mit uns auf die Straße, für das Klima. Die meisten waren zum ersten mal überhaupt auf einer Demonstration. Dass so viele Menschen sich in der Zeit dazu überwinden konnten, einfach auf die Straße zu gehen, ohne davor großartig politische Erfahrung gesammelt zu haben, find ich immer noch Wahnsinn.
Danach folgte kein prägendes Ereignis, sondern eine prägende Zeit, die immer noch anhält. Innerhalb eines Monats bewegt sich so viel, ich glaube ich habe noch nie so ein langes, schönes und anstrengendes Jahr gehabt