Friedemann Pitschak
„Du musst unbedingt Freddie fotografieren, sobald er in Leipzig ist!“, schrieb mir Benny aus Hamburg. Fußball ist ein verbindendes Element und Friedemann setzt sich dafür ein, dass der kurdische Fußballverein Amedspor (der in der Türkei immer stärkeren Repressalien ausgesetzt ist) hier in Deutschland Gehör findet. Dabei veranstaltete er mit vielen anderen eine Soli-Tour durch die Städte, um den Menschen hier den kurdischen Fußballalltag in der Türkei näher zu bringen. Aber lest selbst was Friedemann zu sagen hat:
Wo bist du aktiv und wofür engagierst du dich?
Aktuell bin ich in dem Bündnis aktiv, welches die Amedspor Soli-Tour in Deutschland organisiert hat. Wir sind ein Bündnis verschiedener Gruppen und Einzelpersonen aus dem linken Fußballspektrum. Ziel der Tour war es, das Schicksal des kurdischen Fußballvereins Amedspor in Deutschland zu thematisieren, Solidarität zu schaffen und einen Austausch deutscher Fußballfans mit kurdischen Gleichgesinnten zu ermöglichen. Darüberhinaus haben wir mit dem Verkauf von Merch und Spenden das Frauenteam von Amedspor unterstützt.
Was sind deine Aufgaben?
Da ich durch ein paar Besuche in Amed bereits Kontakte zur Fangruppe Direnis hatte, war ich vor allem Vermittler und Koordinator zwischen den deutschen Organisator*innen der Tour und der Delegation aus Amed. Ansonsten habe ich auch die ganze Tour als Fahrer und Übersetzer begleitet, sowie Veranstaltungen moderiert.
Wofür kämpfst du?
Ganz allgemein für Gerechtigkeit und Freiheit, gegen Kapitalismus, Ausbeutung und Unterdrückung auf allen Ebenen. Konkret auf die Tour bezogen wollen wir Amedspor und sein Frauenteam unterstützen, um kurdische Identität auch im Fußball sichtbar zu machen und darüberhinaus einen Beitrag für den Kampf des Frauenteams gegen Patriarchat und religiösen Konservativismus leisten.
Wann hat dein Kampf begonnen?
Da ich selbst aus einem bürgerlich-konservativen Elternhaus komme, hat meine Politisierung erst recht spät – ca. Oberstufe Gymnasium – eingesetzt. Ich ging in Erlangen zur Schule. Zu dem Zeitpunkt waren die beinahe zweiwöchentlichen Aufmärsche der NPD und anderer Nazis zum Kriegerdenkmal im oberfränkischen Gräfenberg unter vielen Schüler*innen das bestimmende Thema. Einige gingen dort immer protestieren und hin und wieder konnte die Demo der Nazis blockiert werden. Dort wart also mein erster Kampf – gegen Nazis. Sich danach für weitere Themen zu interessieren und zu kämpfen, war einfach der nächste logische Schritt.
Welches Ereignis hat dich am meisten geprägt?
Ein konkretes Ereignis zu bezeichnen ist nicht einfach, aber am meisten geprägt haben mich diverse Aufenthalte in den kurdischen Gebieten der Türkei. Nicht umsonst wollten wir für Amedspor aktiv werden. Die dortige Kultur und der Lebensstil der Leute hat mich eigene Denk- und Verhaltensweisen von Grund auf hinterfragen lassen. Von der gelebten Hevaltî (kurd. Begriff für extrem enge Freundschaft), dem Zusammenhalt und gegenseitiger Hilfe und Unterstützung können wir in Deutschland noch viel lernen. Weder Knäste noch Panzer können dieses starke Band der Freundschaft und Solidarität zerstören.
Was würdest du an der aktuellen Situation ändern wollen?
Dass Krieg und Unterdrückung aufhören sollen ist halt leicht gesagt. Ein Anfang wäre zumindest, wenn wir hier als Linke mal aufwachen und über den Tellerrand blicken würden, um die eigene kleine Szene-Komfortzone zu verlassen und anschlussfähig zu werden.
Welche Menschen / Einzelpersonen bewunderst du?
Ich bewundere die Menschen in Amed und allen anderen kurdischen Städten, die sich trotz der Lebensrealität des Krieges nicht zermürben lassen und dem Freundschaft, Solidarität und Hoffnung entgegensetzen, anstatt in Ohnmacht zu verfallen.
Was ist dein aktuelles Lieblingslied?
Grup Munzur – Isyan Atesi
(Diesen Song findet ihr in der „herzkampf“-Playlist bei Spotify)
Wenn ich dir 5000€ schenke und du müsstest das Geld spenden, wohin würdest du es aktuell spenden?
Schwierig, weil’s natürlich zu viel Stellen gibt, wo es gebraucht wird. Ich könnte jetzt natürlich Werbung für unsere Sammlung für Amedspors Frauenteam machen. Aber nachdem wir da bereits ziemlich aktiv waren, könnte eine weitere Option für das Geld direkt die Fangruppe Direnis sein. Direnis unterstützt nämlich über ihr Engagement als Fangruppe hinaus auch arme und bedürftige Familien in der Region. Dort wäre das Geld auf jeden Fall auch gut aufgehoben.
Gibt es Links oder Texte wo man sich näher über dich oder deine Institution informieren kann?
Ort der Aufnahme: Wolfgang-Heinze-Straße, Leipzig
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