Sarah Alles

Sarah ist Schauspielerin und sie schrieb mich vor ein paar Monaten an, ob wir nicht ein paar Fotos machen könnten. Das dürfte so im März gewesen sein. Wir schrieben also hin und her und machten einen Termin für das Shooting aus. Ich beschäftigte mich mit ihrer Vita und irgendwann schoss mir der Gedanke durch den Kopf, sie für mein „herzkampf“-Projekt zu fotografieren. Sarah war dabei. Am Tag der Fotoholte ich sie vom Bahnhof ab und wir machten dort auch gleich spontan die Bilder. Ihr Vertrauen war groß und man merkte sofort, dass wir sehr schnell einen Draht zueinander fanden. Die Gespräche, die wir führten gingen sehr tief und wir entdeckten so einige Gemeinsamkeiten. Danke Sarah für dein Vertrauen in dieses Projekt. 

Wo bist du aktiv und wofür engagierst du dich?

Durch meinen Beruf als Schauspielerin werde ich auch in der Öffentlichkeit wahrgenommen und diese Sichtbarkeit möchte ich gerne nutzen, um auf unterstützenswerte Projekt aufmerksam zu machen. Denn es gibt neben den großen Organisationen auch noch viele kleinere Vereine, die auch tolle Sachen auf die Beine stellen, aber leider noch nicht so bekannt sind, wie z.B. die „Kinderhelfer mit Herz“, deren Schirmherrin ich bin.  Eine kleine aber feine Organisation, die sich für Kinder in NRW einsetzt. Als ich den Gründer Christoph Kazmierczak das erste Mal traf, konnte ich kaum glauben, wie viele Kinder in Deutschland von Armut betroffen sind. Ich war sofort begeistert von seiner Arbeit und wollte ihm unter die Arme greifen. Die Kinderhelfer setzen sich für die notwendige Grundversorgung eines Kindes ein und unterstützen die Kids, wenn die Eltern dieser Versorgung aus den unterschiedlichsten Gründen nicht nachkommen können. Alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich, viele bringen sich nicht nur mit eigener Zeit, sondern auch finanziell ein. Mir liegen besonders junge Menschen am Herzen, weil  sie die Erwachsenen von morgen sind, also unsere Zukunft.

Ein weiteres Projekt für das ich mich engagiere, weil es mich sehr berührt, ist das eines guten Freundes, der nach Madagaskar ausgewandert ist, um dort ein Schülerwohnheim aufzubauen. Er ermöglicht Kindern, meist Waisen, dass sie zur Schule gehen können und gibt ihnen somit eine Chance, aus dem Teufelskreis der Armut auszusteigen. Stefan Büschelberger war früher mein Saxophonlehrer. Als er Deutschland verließ, war ich zunächst natürlich traurig einen so tollen Freund und Lehrer zu verlieren, aber als ich seinen Verein „Ny Hary“ ein paar Jahre später das erste Mal besuchte und von meinen Patenkindern mit ihren strahlenden Augen so herzlich empfangen wurde, wusste ich sofort, warum er diesen Schritt gewagt hatte. Er packt die Dinge an und hat bereits viel bewegt. Diese herzliche Wärme, mit der mir die Kinder dort begegnet sind, war absolut ansteckend und hat mich nachhaltig geprägt.

Sowohl Christoph als auch Stefan haben mich jeder auf seine Weise sehr inspiriert und mir den Mut gegeben eine eigene Initiative ins Leben zu rufen. Aktuell helfe ich deshalb beim Aufbau einer Stiftung mit, die sich gegen Altersarmut bei Schauspielern einsetzt.

Was sind deine Aufgaben?

Das variiert sehr. In erster Linie sehe ich mich als Botschafterin und versuche mich, wenn es die Zeit erlaubt, auch persönlich bei Aktionen, wie z.B. Lesungen oder Basaren einzubringen. Ich unterstütze aber auch administrativ.

Ich kann diejenigen, die helfen wollen, sich aber nicht sicher sind wie, nur mit auf den Weg geben: Es gibt kein zu klein. Ich habe schon oft bemerkt, dass Leute zögern, weil sie befürchten, dass ihre Unterstützung nichts bringen würde. Aber jede Form der Unterstützung trägt zu etwas Großem bei. Einfach mal den Kleiderschrank ausmisten, einen Sonntag auf den Flohmarkt gehen und den Erlös spenden. Das ist auf viele Arten ein tolles Gefühl. Und für denjenigen, den man unterstützt, macht es einen riesigen Unterschied.

Dazu gibt es eine schöne Geschichte, die ich als Kind mal gehört habe und die auch heute noch oft in meinem Kopf präsent ist:

„Ein furchtbarer Sturm kam auf. Der Orkan tobte. Das Meer wurde aufgewühlt und meterhohe Wellen brachen sich ohrenbetäubend laut am Strand. Nachdem das Unwetter langsam nachließ, klarte der Himmel wieder auf. Am Strand lagen aber unzählige von Seesternen, die von der Strömung an den Strand geworfen waren. Ein kleiner Junge lief am Strand entlang, nahm behutsam Seestern für Seestern in die Hand und warf sie zurück ins Meer.

Da kam ein Mann vorbei. Er ging zu dem Jungen und sagte: “Du dummer Junge! Was du da machst, ist vollkommen sinnlos. Siehst du nicht, dass der ganze Strand voll von Seesternen ist? Die kannst du nie alle zurück ins Meer werfen! Was du da tust, ändert nicht das Geringste!” Der Junge schaute den Mann einen Moment lang an. Dann ging er zu dem nächsten Seestern, hob ihn behutsam vom Boden auf und warf ihn ins Meer. Zu dem Mann sagte er: “Für ihn wird es etwas ändern!”“

(Porter, Patrick: Entdecke dein Gehirn, Junfermann, 1997; Geschichte gekürzt und überarbeitet)

Jede Unterstützung hilft. Und all die Helden und Kämpfer da draußen freuen sich, wenn sich ihnen Gleichgesinnte als Unterstützer anschließen und ihnen helfen, die Seesterne zurück ins Meer zu werfen.

Wofür kämpfst du?

Empathie. Ich würde mir wünschen, dass wir mehr auf unsere Mitmenschen achten als nur mit Scheuklappen durchs Leben zu laufen. Ich glaube, das würde sehr viel verändern.

Wann hat dein Kampf begonnen?

Ich glaube 2007, als ich Stefan im Schülerwohnheim auf Madagaskar besucht habe. Ich war damals 21 und mir sind dort eine Menge Dinge klar geworden. Die Formulierung Kampf hat allerdings auch etwas negativ behaftetes, deshalb würde ich im „Kampf“ für die gute Sache, lieber von Engagement sprechen.

Welches Ereignis hat dich am meisten geprägt?

2006 hatte ich einen schweren Unfall bei Dreharbeiten mit einem Pferd. Damals habe ich mir die Wirbelsäule gebrochen und es hat 9 Monate gedauert bis ich wieder fit war. Es war ein schwerer Einschnitt, aber ich hatte dadurch viele wichtige Denkprozesse, denn mein Leben war mit einem Mal total entschleunigt und ich hatte Zeit, mir wichtige Fragen zu stellen. Worauf kommt es im Leben für mich an? Wie möchte ich meine weitere Lebenszeit eigentlich verbringen? Was kann ich Gutes in der Welt hinterlassen, das mich überdauert? Wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich beim Sturz nicht so viel Glück gehabt hätte und nun querschnittsgelähmt wäre? – Ich bin nach wie vor dankbar, was für ein Glückspilz ich auch damals war.

Natürlich gibt es auch Momente, in denen ich mich über unwichtige Kleinigkeiten aufrege, aber die Gedanken an das Wesentliche helfen mir in solchen Situationen, mich schnell wieder auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu besinnen.

Was würdest du an der aktuellen Situation ändern wollen?

Es gibt viele gestrandete Seesterne. Ich suche mir die, die meinen Wegesrand kreuzen und werfe sie zurück ins Meer.

Welche Menschen / Einzelpersonen bewunderst du?

Mir begegnen durch meinen Beruf und im Alltag andauernd Menschen, die bewundernswerte Dinge leisten. Ich bewundere Menschen, die für eine Sache brennen und andere Menschen mit dieser Leidenschaft anstecken.

Was ist dein aktuelles Lieblingslied?

„Mein rechtes Bein steckt fest, also tanz ich mit dem linken“  – von Pasquale Aleardi & Big Gee. Ein absoluter Gute-Laune-Song, der mir immer neue Energie gibt, wenn ich mal gerade nicht weiter weiß. (Diesen Song findet ihr in der „herzkampf“-Playlist bei Spotify)

Wenn ich dir 5000€ schenke und du müsstest das Geld spenden, wohin würdest du es aktuell spenden?

An die 3 unten stehenden Links.

Gibt es Links oder Texte wo man sich näher über dich oder deine Institution informieren kann?

Hilfe für Kinder auf Madagaskar – https://www.ny-hary.de
Hilfe für Kinder in NRW  – https://www.kinderhelfer-nrw.de
Stiftung gegen Altersarmut bei Schauspielern – https://www.ivqs-stiftung.eu/

Ort der Aufnahme: Hauptbahnhof, Leipzig

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