Willie Wildgrube
Willie habe ich schon sehr oft auf Demos gesehen und irgendwie kannten alle Willie, nur ich hab noch nie wirklich mit ihm gesprochen. Das hat sich nun geändert. Wir trafen uns in Connewitz, um ein paar nette Bilder aufzunehmen. Dabei sprach Willie viel von der Wendezeit und wie er dort schon oft mit rechten Strukturen zu kämpfen hatte. Willie kann für viele ein Vorbild sein, ein Mensch, der sich über Jahrzehnte engagiert. Aber lest selbst:
Wo bist du aktiv und wofür engagierst du dich?
Ich bin immer schon gegen Nazis engagiert. Aus den 1990-er Jahren wird mir nachgesagt, dass ich mitverantwortlich für das Entstehen einer – im Osten Deutschlands durchaus unüblichen – antirassistischen Skinheadszene in Leipzig war. In den letzten Jahren habe ich insbesondere bei den Protesten gegen Legida mitgewirkt. Zurzeit sind es eher so kleinere rechte Kampagnen, gegen die Protest organisiert werden muss. Aber auch die Mobilisierung für die nächsten Landtagswahlen steht ziemlich groß in meinem Kalender. Ganz platt gesagt engagiere ich mich für demokratische Bildung.
Wofür kämpfst du?
Eine Welt ohne Benachteiligung wegen irgendwelcher Merkmale wie Einkommen, Herkunft, Status und so weiter würde das Ziel wohl am besten treffen.
Wann hat dein Kampf begonnen?
Keine Ahnung. Ich war selbst nie Punk, hatte aber in meiner Jugend gute Kontakte und folgerichtig immer wieder Konfrontationen mit Nazis. Wichtig waren auch Konzerte in der „naTo“, wo sich damals die systemkritische Jazz-Szene traf. Auch seit ich an der Schule einen Freund hatte, dessen Vater aus dem Senegal kam, musste ich mich öfter deutlich positionieren. Aber richtig los ging es erst während der „Wende“, als Nazis aus Westdeutschland in Leipzig montags ihr Werbematerial verteilten und Vernetzungen aufbauten. In den 1990-er Jahren gab es kaum Linke, die sich einfach so ins Kämmerlein zurückziehen konnten.
Welches Ereignis hat dich am meisten geprägt?
Die Montagsdemonstrationen im November 1989 in Leipzig: Heute ist das kaum bekannt, aber damals sind tausende Menschen hinter einem Block von ca. 300 deutlich erkennbaren Nazis mit Reichskriegsflaggen und allem anderen Zubehör hinterhergelaufen. Ich war in den lächerlich kleinen Gegendemonstrationen, und wie das heute ja auch üblich ist, wurden wir als Faschisten beschimpft.
Was würdest du an der aktuellen Situation ändern wollen?
Eine Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums könnte viel bewirken. Ein Bedingungsloses Grundeinkommen scheint mir als am einfachsten zu verwirklichen.
Welche Menschen / Einzelpersonen bewunderst du?
Meine Freundin.
Was ist dein aktuelles Lieblingslied?
Eigentlich habe ich keins. Aber wenn du danach fragst, welches ich grad sehr oft höre, ist es „Sommer 89“ von Kettcar, auf das sie mich hinwies.
(Diesen Song findet ihr in der „herzkampf“-Playlist bei Spotify)
Wenn ich dir 5000€ schenke und du müsstest das Geld spenden, wohin würdest du es aktuell spenden?
Am liebsten die Antifaschistische Herzigkeit hier in Leipzig. Da diese bewundernswerte Initiative ihre Einnahmen aber auch „nur“ komplett weiterspendet (Danke dafür!), würde ich wohl eine Initiative wählen, die richtig viel Energie in die Motivation zur Landtagswahl steckt.
Gibt es Links oder Texte wo man sich näher über dich oder deine Institution informieren kann?
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Ort der Aufnahme: Simildenstraße nahe der Frau Krause, Leipzig
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