Tobias Burdukat

Wenn dir drei Leute unabhängig voneinander schreiben, dass man unbedingt diesen Tobias aus Grimma fotografieren sollte, muss es stimmen. Die Worte „Wir sind alle aus Grimma weggegangen, nur Tobias ist geblieben, um etwas zu bewegen!“ klingen noch in meinem Ohr. Wir standen in Kontakt und machten einen Termin für unsere kleine Fotosession aus, da schoss auf einmal dieses eine Video der taz mit ihm durch die Decke. Ich fuhr also nach Grimma in das „Dorf der Jugend“, einem kleinen Gebäudekomplex direkt an der Mulde, denn hier arbeitet Tobias. Er baut mit vielen Helfern die Häuser auf, bietet Jugendlichen in Grimma einen Ort, an dem sie ihre Freizeit verbringen können. Es entsteht eine Konzertlocation, ein Basketballplatz, eine Halfpipe, ein Café und vieles mehr. Ein subkulturelles Paradies in der sächsischen Provinz. Ich war so erstaunt, was dort passiert – unglaublich schön. Dabei probiert er viele Menschen mit einzubeziehen. Aber lest selbst:

Wo bist du aktiv und wofür engagierst du dich?

Mittlerweile bin ich als Sozialarbeiter im Bereich der offenen Kinder- und Jugendarbeit in unserem 2006/2007 selbst gegründeten Förderverein für Jugendkultur und Zwischenmenschlichkeit e.V. in Grimma aktiv bzw. arbeite dort in einem Projekt, dessen Konzeption ich mir über viele Jahre selbst erarbeitet hab und die zum Ziel hat, dass die Jugendkultur, der Raum der Jugendlichen, die Freizeitgestaltungsmöglichkeiten und die Beteiligung an politischen Debatten nicht komplett wegbricht oder mit jeder Generation ausstirbt und wieder neu initiiert werden muss, wenn die „Kacke“ am Dampfen ist (zumal sie hier nie aufgehört hat zu dampfen). Heruntergebrochen engagiere ich mich für eine andere Welt und deren Möglichkeit mit dem Fokus, dass nur Jugendliche diesen Wandel herbeiführen könnten.

Wo bist du aktiv in Erscheinung getreten?

Für Menschlichkeit, Antifaschismus, Tierrechte, Umweltschutz. In unserer Welt läuft so vieles schief, bzw. der Mensch macht so viel Mist, dass es schwer ist zu benennen wo ich aktiv in Erscheinung getreten bin. Irgendwie bin ich auch immer aktiv, sollte im übrigen jede_r sein! Beginnt bei der Zahnpasta und der Zahnbürste, die ihr am Morgen verwendet. Ich war im Stadtrat in Grimma und bin im Kreistag des Landkreises Leipzig und bin bekennender Anarchist, deshalb auch in keiner Partei aktiv.

Was sind deine Aufgaben?

Meine Aufgabe ist die offene Kinder- und Jugendarbeit, was bedeutet, jungen Menschen (ab 14 Jahre) zu vermitteln was Eigenständigkeit, Selbstständigkeit und vor allem Freiheit bedeutet und dass sie somit viele Dinge mit in ihr späteres Leben nehmen, in der Hoffnung, dass sie Dinge anders angehen als dies ihre Eltern tun.

Wofür kämpfst du?

Another world is possible. Freiheit für mich, was bedeutet, dass alle in Freiheit leben müssen, also Freiheit für alle!

Wann hat dein Kampf begonnen?

Als ich mit 14 in der oder vor der Schule das erste Mal von einem Nazi auf die Fresse bekommen habe, weil ich Nazis scheiße fand und dies kommunizierte. Tja und so im ganzen hat die Musik, der Hardcore Punk im allgemeinen, einen großen Beitrag dazu geleistet, dass ich bin wie ich bin und geworden bin was ich bin. Umso mehr bin ich glücklich darüber, immer noch mit ähnlich denkenden Menschen in einer Hardcore Band spielen zu können und bei Auftritten und im Proberaum die Wut herauszuschreien.

Welches Ereignis hat dich am meisten geprägt?

Der G8-Gipfel in Heiligendamm und dann die Geburt meiner Tochter, beides sogar als Zusammenspiel, da ich dadurch verstanden hab, dass Demonstrieren mich nicht zufriedenstellt denn nur wenn sich nachhaltig etwas ändert, haben wir alle und auch meine Tochter etwas davon. Das jetzt kurz und knapp zu erklären ist schwierig, wer es genau wissen will, schreibt mich an und wir gehen einen Kaffee trinken.

Was würdest du an der aktuellen Situation ändern wollen?

Was ich mir in erster Linie wünsche ist, dass die Menschen die Komplexität unserer neoliberalen Welt und damit die Komplexität der Problemlagen verstehen. Dann sieht vieles schon anders aus. Dann würde ich gern den Freistaat Sachsen und seine starre Behördenstruktur verändern wollen, im nächsten Schritt dann die Bundesrepublik! Tja und als Anarchist würde ich gern auch die repräsentative Demokratie verändern wollen, denn ich denke, die ist Teil des Problems, aber da kommen wir vom Hundertstel ins Tausendstel, denn der Mensch spielt dabei eine entscheidende Rolle. Was ich mir manchmal heimlich wünsche, sage ich besser nicht, da gibt es im Übrigen auch ausreichend gute dystopische Filme zu.

Welche Menschen / Einzelpersonen bewunderst du?

Viele meiner Freunde und meine Familie, besonders die Familie meines Bruders, da sie es trotz des ganzen Misthaufens um uns herum irgendwie geschafft haben sich ein halbwegs „normales“ Leben aufzubauen und glücklich darin sind.

Was ist dein aktuelles Lieblingslied?

Angstbreaker – Eternal War on the Höcke Youth
(Diesen Song findet ihr in der „herzkampf“-Playlist bei Spotify)

Wenn ich dir 5000€ schenke und du müsstest das Geld spenden, wohin würdest du es aktuell spenden?

An meinen Arbeitgeber, sprich unseren Verein, damit wir in Grimma weiter die Alte Spitzenfabrik und den gewünschten Veranstaltungsraum ausbauen können. 

Gibt es Links oder Texte wo man sich näher über dich oder deine Institution informieren kann?

Ort der Aufnahme: Dorf der Jugend, Grimma

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