Steven Hummel

90x Herzkampf eine lange Reise, heute möchte ich euch eine meiner Lieblingsinitiativen aus Leipzig vorstellen. Steven ist bei chronik.LE aktiv. Er kümmert sich dort um die alltägliche Dokumentation von faschistische, rassistische und diskriminierende Vorfälle in Leipzig, dem Landkreis Leipzig und Nordsachsen. Dabei ist er auch für die Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung zuständig. Diese Vorfälle sichtbar zu machen und Menschen eine Plattform bieten, die auch eine Hilfestellung anbietet, ist in Sachsen – sehr wichtig. Was Steven alles bisher geprägt hat, könnt ihr jetzt hier nachlesen: 

Wo bist du aktiv und wofür engagierst du dich?

Ich bin bei chronik.LE aktiv. Wir dokumentieren faschistische, rassistische und diskriminierende Vorfälle in Leipzig, dem Landkreis Leipzig und Nordsachsen. Wir wollen diese Vorfälle sichtbar machen, auf Kontinuitäten hinweisen und Betroffene im Umgang mit der Situation vor Ort unterstützen.

Was sind deine Aufgaben?

Ich bin neben der alltäglichen Dokumentation auf unserer Website für Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung zuständig. Das kann zum Beispiel heißen, dass wir in einem Stadtteil oder einem Dorf vermehrte Schmierereien und Angriffe dokumentieren, dies öffentlich machen und für die Situation vor Ort sensibilisieren. Manchmal wird daraus eine langfristige Unterstützung für Menschen, die sich nicht mit der Situation abfinden, sondern etwas ändern wollen.

All das mache ich aber nicht alleine, sondern mit einer ganzen Menge cooler Leute zusammen.

Wofür kämpfst du?

Insgesamt für eine Welt ohne Ausgrenzung, Ausbeutung und Unterdrückung, für eine solidarische Gesellschaft, in der alle Menschen so leben können wie sie wollen. Manche würden das als Kommunismus bezeichnen.

Bei chronik.LE für die Sichtbarmachung rechter Vorfälle und Strukturen. Gegen alte und neue Rechte. Für eine Stärkung von Betroffenen von Diskriminierung und Marginalisierung.

Wann hat dein Kampf begonnen?

In meiner Erinnerung würde ich sagen 2008, als ca. 100 Neonazis versuchten, ein Konzert in Colditz zu überfallen, auf dem ich anwesend war. Die Dimension des Angriffs habe ich damals noch nicht richtig realisiert. Dennoch gab es den Drang etwas, zu tun. Im folgenden Jahr habe ich mit Freund*innen eine Provinz-Antifa-Gruppe gegründet und bin seitdem politisch organisiert.

Welches Ereignis hat dich am meisten geprägt?

Der Mord an Kamal Kilade 2010. Ich habe mich danach intensiv mit rechten Morden in Leipzig und darüber hinaus beschäftigt. Die Schicksale dieser Menschen, die juristische (Nicht-)Aufarbeitung, der oftmals skandalöse staatliche Umgang mit ihnen und den Hinterbliebenen beschäftigen mich bis heute.

Was würdest du an der aktuellen Situation ändern wollen?

Wo soll ich da anfangen? Das Sterben im Mittelmeer beenden, den Verfassungsschutz abschaffen, eine effektive Mietpreisbremse einführen, politische Bildung ausfinanzieren, wirksamen Klimaschutz umsetzen, rechte Netzwerke in Sicherheitsbehörden aufdecken und entwaffnen …

Welche Menschen / Einzelpersonen bewunderst du?

Menschen, die für ihre Überzeugungen einstehen. Menschen die Solidarität leben.

Was ist dein aktuelles Lieblingslied?

Pöbel MC – Kalkül.

(Diesen Song findet ihr in der „herzkampf“-Playlist bei Spotify)

Wenn ich dir 5000€ schenke und du müsstest das Geld spenden, wohin würdest du es aktuell spenden?

Es gibt viele unterstützenswerte Projekte, daher würde ich das Geld zwischen verschiedenen Initiativen aufteilen:

  • dem antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum (apabiz), da antifaschistische
    Arbeit auf Recherche und Archive angewiesen ist
  • dem autonome Frauenhaus beziehungsweise dessen Träger Frauen für Frauen, da solche Strukturen in einer
    patriarchalen Gesellschaft leider notwendig sind
  • dem Netzwerk Polylux, weil die viel besser als ich Geld im ländlichen Raum an Projekte, die dieses benötigen, verteilen können.

Gibt es Links oder Texte wo man sich näher über dich oder deine Institution informieren kann?

Neben einer eigenen Website (www.chronikLE.org) hat chronik.LE diverse Social-Media-Kanäle:

Ort der Aufnahme: Schönefeld, Leipzig

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