Marsha Richarz

Mit Marsha verbindet mich eine lange Geschichte. Ich durfte sie für ihr erstes Buch fotografieren und wir laufen uns immer wieder in Leipzig über den Weg. Ob Sie mich mit ihren Slam-Texten berührt oder ich mich über ihre Tweets freue. Marsha ist eine enorm vielseitige Person. Was sie sonst noch so macht, könnt ihr jetzt hier durchlesen:

Wo bist du aktiv und wofür engagierst du dich?

In der Schule als Lehrerin für Inklusion. Auf der Bühne spreche ich als Slam Poetin in meinen Text Themen wie intersektionalen Feminismus, Sexismus, Ableismus und Bildungspolitik an. Mit dem Brimborium Verlag möchte ich auch diesen Themen eine Plattform und Reichweite bieten: Im Verlagsprogramm sind schon jetzt queere Publikationen zu finden, in Zukunft kommen noch mehr und auch inklusive Bücher und Magazine sind in Planung. Bald starte ich als Stadtbezirksbeirätin Ost für die Grünen.

Was sind deine Aufgaben?

In der Schule ist es mir wichtig meinen Schüler*innen mehr mitzugeben als Lehrplaninhalte, hier sehe ich einen erweiterten Bildungsauftrag als meine Aufgabe für eine achtsamere Gesellschaft. Auf der Bühne versuche ich gewissermaßen diesen Bildungsauftrag auch für Erwachsene auszuführen, nur dass er hier eventuell subtiler getarnt als Unterhaltung passiert. Als Verlagschefin möchte ich aktiv zu einer vielfältigeren Literatur beitragen, denn was wir lesen bestimmt unsere Gedanken und auch unsere Wahrnehmung. Und als Stadtbezirksbeirätin kann ich eine beratende Funktion für den Leipziger Osten einnehmen und auch mitentscheiden, für welche Dinge Fördergelder im Viertel benutzt werden können. Auch solche Entscheidungen können inklusive Räume schaffen.

Wofür kämpfst du?

Für die Repräsentation marginalisierter Gruppen und eine inklusive, barrierefreie Gesellschaft. Ein Beispiel: Immer, wenn ich erzähle, dass ich Inklusionsschüler*innen mit Trisomie 21 habe, die eigene kreative Texte schreiben, bekomme ich eine ungläubige Reaktion. Wenn dieser Text dann aber in einem Buch steht, kann das bei vielen Menschen den Horizont erweitern und zeigen, was durch eine inklusive Beschulung ermöglicht werden kann.

Wann hat dein Kampf begonnen?

Etwa 1995. Da habe ich als Dreijährige einen älteren Jungen in den Sand geschubst, weil er für alle die Rutsche blockiert hat. Gewalt ist natürlich keine Lösung, aber seitdem lasse ich mir nichts gefallen und setze mich für andere ein.

Welches Ereignis hat dich am meisten geprägt?

Viele Ereignisse haben mich stark geprägt. In Sachen Inklusion aber am meisten dieses: Ich habe mein Referendariat an einer Förderschule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung in einer sächsischen Kleinstadt gemacht. An einem Tag sind wir mit der gesamten Schule zu einem groß angekündigten inklusiven Theaterstück gegangen, in dem ein paar unserer Schüler*innen zusammen mit Schüler*innen gespielt haben. Aber: Eine Gruppe mit den Schüler*innen im Rollstuhl blieb in der Schule zurück, weil es a) zu anstrengend sei diese den Berg runter- und wieder hochzufahren und sie b) teilweise lautieren und dadurch das Stück stören würde. Das kann ich bis heute nicht nachvollziehen. Unser Schulsystem ist so exkludierend, dass selbst innerhalb der Förderschule noch ausgeschlossen wird. Das hat mich wirklich wütend gemacht, sodass ich nie wieder in diesem System arbeiten wollte.

Was würdest du an der aktuellen Situation ändern wollen?

Vieles. Ich weiß nicht, wie man sich die aktuelle gesellschaftliche, politische, weltweite Lage anschauen kann ohne etwas verändern zu wollen.

Welche Menschen / Einzelpersonen bewunderst du?

Menschen, die aktiv etwas verändern wollen und andere mitreißen können, ohne sich selbst zu erheben. Einen Hype um Einzelpersonen finde ich schwierig, gemeinsam ist alles viel einfacher als alleine.

Was ist dein aktuelles Lieblingslied?

Surface Pressure aus dem Film Encanto.

(Diesen Song findet ihr in der „herzkampf“-Playlist bei Spotify)

Wenn ich dir 5000€ schenke und du müsstest das Geld spenden, wohin würdest du es aktuell spenden?

An die Sozialheld*innen: https://sozialhelden.de/

Gibt es Links oder Texte wo man sich näher über dich oder deine Institution informieren kann?

Über die Verlagsarbeit: https://brimborium-verlag.de/ Und auf YouTube gibt es einige Videos von Slamauftritten.

Ort der Aufnahme: Neustädter Markt, Leipzig

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