Steffi Brachtel

Juni 2015, ich stehe in Freital, die Lage um mich herum kann jede Sekunde kippen, rechts von mir ein wütender Mob, der schreit: „Wir wollen euch hängen sehen!“ Links von mir hunderte Geflüchtete, die vom Leid gezeichnet sind. Ein Tag, der sich Tief in mein Bewusstsein gebrannt hat. All diese Bilder kamen in dem Moment hoch, als ich Steffi in Dresden traf. Sie wohnt in Freital und ist ein aktiver Teil der Gesellschaft vor Ort, die sich gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus wehrt. Ich bin so froh, dass es Menschen wie Sie in jedem kleineren Ort in Sachsen gibt. Diese Personen verdienen Solidarität und größte Anerkennung. Für genau diese Menschen steht dieses Projekt!

Wo bist du aktiv und wofür engagierst du dich?

Ich engagiere mich bei „Freital Nazifrei„, und ich bin seit gut einem Jahr Mitglied der LINKEN. Bin aber auch jeden Montag mit „Nationalismus raus aus den Köpfen“ auf der Straße, um den Menschenfeinden von Pegida und vor allem den Ewiggestrigen, welche Solidarität mit Holocaustleugnern fordern, die Meinung zu sagen. Ich stelle mich gegen jegliche Art von Rassismus, immer und überall. Egal ob in Freital, Dresden oder sonst wo.

Was sind deine Aufgaben?

Ich organisiere Veranstaltungen, plane Demos und Kundgebungen mit, kümmere mich um die Sozialen Netzwerke. Und vor allem bin ich laut. Laut gegen Nazis, laut gegen Rechts.

Wofür kämpfst du?

Für das Gute. Für mehr Menschlichkeit.

Wann hat dein Kampf begonnen?

Seit Oktober 2014. Auf meiner damaligen Facebookfreundesliste waren einige Menschen welche Pegida von Anfang an unterstützt haben, so kam ich in das zweifelhafte Vergnügen auch daran teilzuhaben. Irgendwann postete einer einen Comic, wo ein Junge seinen Vater fragt, warum es denn bei Star Trek keine Moslems gibt. Und der Vater antwortet, weil Star Trek in der Zukunft spielt. Da war für mich eine rote Linie überschritten. Ich trag mein Herz auf der Zunge und Diplomatie war noch nie meine Stärke, und so kommentierte ich dann auch. Ich war dann ziemlich schnell blockiert und die linke Zecke, die nur Sch…im Hirn hat.

Welches Ereignis hat dich am meisten geprägt?

Die eine Woche im Juni 2015, als die Flüchtingsunterkunft in Freital zu einer Erstaufnahmeeinrichtung wurde und der braune Mob in Freital so richtig aufdrehte. Wir waren jeden Tag vorm Leonardo, und mit jedem Tag wurde es schlimmer. Der negative Höhepunkt war dann die Aufforderung der pöbelnden Masse: Wir wollen euch hängen sehen. Gleichzeitig schlug uns so viel Wärme und Dankbarkeit von den Flüchtlingen entgegen. Es war eine sehr intensive und prägende Woche, und es hat mich total sensibel gemacht.

Was würdest du an der aktuellen Situation ändern wollen?

Ich will die Zivilgesellschaft aus ihrer Lethargie reißen, ich möchte, dass die Menschen ihre Wohlfühlzone verlassen und ihren Hintern hochbekommen. Wenn die braunblauen Populisten nicht gebremst werden, wird es für uns alle übel. Auch für diejenigen, die heute noch meinen es ginge sie alles nichts an, solange sie ihre Ruhe haben.

Welche Menschen / Einzelpersonen bewunderst du?

Ich hab lang überlegt. Aber ich kann niemanden herausheben. Ich bewundere alle, die mich seit 2014/15 begleiten. So viele Herzkämpfer, auch dich bewundere ich. All diese Menschen, egal aus welcher Stadt, sind mir ans Herz gewachsen und vor jedem einzelnen ziehe ich meinen Hut.

Was ist dein aktuelles Lieblingslied?

Schwierig. Ich hab Lieder, die ich für wichtig halte. Berlin Boom Orchestra zum Beispiel mit „Es ist nicht egal“. Oder aber auch PUR mit „Bis der Wind sich dreht“. Die sing ich dann ganz laut mit, obwohl ich nicht singen kann.
(Diese Songs findet ihr in der „herzkampf“-Playlist bei Spotify)

Wenn ich dir 5000€ schenke und du müsstest das Geld spenden, wohin würdest du es aktuell spenden?

Ganz klar an Mission Lifeline. Es kann nicht sein, dass Menschen vor Gericht stehen, weil sie Leben retten. Seenotrettung ist kein Verbrechen!

Gibt es Links oder Texte wo man sich näher über dich oder deine Institution informieren kann?

Oh Gott, auf Facebook und Twitter bin ich sowohl privat als auch mit „Freital Nazifrei“ vertreten. Ganz aktuell ist die Aktion: „Wer schweigt stimmt zu!“ ebenfalls auf FacebookTwitter und mit eigener Homepage zu finden.

Ort der Aufnahme: Theaterplatz, Dresden

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