Robert Strehler

Fotografen untereinander in einer Stadt kennen sich oft, Robert und meine Wege kreuzten sich schon häufiger. Man schaut ja, was die anderen so erschaffen. Robert hat was ganz Tolles für Leipzig und die Fahrradkultur erschaffen. Er ist Herausgeber des Magazins „WE RIDE LEIPZIG“ – ein Magazin über die fahrradverliebten Leipziger und noch viel mehr darüber hinaus. Was Robert so antreibt und was ihn geprägt hat, könnt ihr jetzt hier nachlesen:

Wo bist du aktiv und wofür engagierst du dich?

Ich glaube, die Frage, wo ich aktiv bin, ist gar nicht so leicht zu beantworten. Zumindest nicht mit einem Satz. Ich bin Herausgeber des WE RIDE LEIPZIG Magazins, selbstständiger Fotograf, Vorstand im ADFC Leipzig e.V. und irgendwie eben auch Hans Dampf in allen Gassen. Durch all diese Tätigkeiten habe ich mit sehr sehr vielen unterschiedlichen Menschen zu tun. Egal, ob bei einem Fahrradshooting in einer schönen Leipziger Ecke, bei einer Reportage zu Herzschrittmachern in Nairobi, einer Fahrradmanufaktur in Ghana oder bei Debatten um die Fahrradpolitik in Leipzig. Diese Vielfalt all dieser Begegnungen und die Einzigartigkeit der Menschen haben mein Weltbild und mein Verständnis für ein Miteinander entscheidend in den vergangenen Jahren geprägt. Über die letzten zehn Jahre hat sich ein extrem aufgeklärtes, demokratisches und humanistisches Weltbild und ein ganz klarer Wertekatalog bei mir gebildet. Diese Einstellung stelle ich immer über mein Handeln. Ich weiß über mich, dass ich es schaffe Menschen für eine Sache zu begeistern. Über Fotografien, Magazine, Texte und soziales Engagement kann ich die Menschen an meinem Werteverständnis teilhaben lassen und sie hoffentlich immer für das Gute begeistern.

Was sind deine Aufgaben?

Als Herausgeber des WE RIDE LEIPZG Magazins versuche ich stets mit meinem Team ein vielfältiges und diverses Bild von Leipzig zu zeigen. Jeder für sich und uns eint die Liebe zum Fahrrad und der Versuch etwas Gutes für den Planeten zu tun. Daraus abgeleitet hat sich meine ehrenamtliche Tätigkeit beim ADFC Leipzig e.V. ergeben. Kurz gesagt: Vom Lifestyle Mag hin zur städtischen Verantwortung. Als Vorstandsvorsitzender versuche ich an dieser Stelle die verkehrspolitischen Ziele des Vereins umzusetzen, weitere Mitglieder zu gewinnen und kann außerdem einen aktiven Beitrag zur Verkehrswende sowie im Kampf gegen den Klimawandel leisten.

Wofür kämpfst du?

Ich versuche das mal ganz kurz zu halten. In all meinem Tun steht immer ganz klar die Maxime: Abgrenzung von Rassismus, Faschismus und Nationalismus und Diskriminierung jeglicher Art. Für uns als Team – und für mich – zählt der Mensch und seine Geschichte. Ich sehe meinen persönlichen Kampf als duales Engagement. Auf der einen Seite als gesellschaftlichen Kampf gegen die diskriminierenden und rassistischen Krebsgeschwüre unserer Zeit und zum anderen als einen Teil sich gegen den globalen Klimawandel zu stellen. Dafür stehe ich auf und setze mich ein: Jeden Tag.

Wann hat dein Kampf begonnen?

Mit Beginn meiner selbstständigen Arbeit als Fotograf im Jahr 2013 und den ersten interkontinentalen Reisen in dieser Zeit. New York zog mich 2013 als erste große Reisedestination magisch an. Ich wusste ab da: Es gibt mehr als nur unseren Kosmos in Leipzig.

Welches Ereignis hat dich am meisten geprägt?

Besonders geprägt hat mich meine erste Afrikareise im Januar 2016 nach Kenia und die Erkenntnis, dass ich keine Ahnung hatte, was die Welt für Aufgaben für uns alle außerhalb unserer „Bubble“ bereithält. Ich wurde Zeuge extremster Armut und, wie Menschen die ungezügelte Ausbeutung durch unsere First World-Gesellschaft aushalten und ertragen müssen. Je mehr wir haben, desto weniger haben die anderen. Diesen Gedanken werde ich seither nicht mehr los und er holt mich immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

Damals schrieb ich kurz nach der Reise folgende Worte: “Liebes Kenia, was hast du alles mit dem, ach so schlauen, Robert angestellt. Du hast den Hutmann samt Hut und Kamera in die Schleuder gesteckt und auf den Boden der Tatsachen geholt. Hast all deine Seiten beim ersten Date gezeigt. Ganz nach dem Motto “So wie ich bin oder gar nicht!” Jede negative und positive Facette. Legendäre Taxifahrten. Manchmal verwirrendes Sprachgewirr. Die Härte der Straßen von Nairobi. Chaos und Bürokratie. Vielleicht manchmal zu oft in verdrehten Rollen. Hast mir gezeigt, wie unendlich lang afrikanische Folklore sein kann. Ich bin dafür sehr dankbar. Das ist einfach die ehrlichste Form des Kennenlernens. Ich habe Leute getroffen, die sich selbst als die entscheidende Generation sehen und die scheinbar in den Startlöchern stehen. Sie wollen anpacken.

Wenn man dem deutschen Team so zuhört, während sie Dinge aufzählen, die schon wesentlich besser geworden oder neu sind, spürt man, dass es wirklich so sein könnte. Darum möchte ich gern nächstes Jahr zurückkommen. Deine Geschichte weiter erzählen. Ich möchte gern erzählen, dass sich etwas verändert hat.“ Wenn ich daran denke, bekomme ich immer wieder Gänsehaut

Was würdest du an der aktuellen Situation ändern wollen?

Ich würde gern die Menschen zur Vernunft aufrufen wollen! Die Zeit ist hart und ist ein echter Stresstest für unsere Gesellschaft. Aber wir sollten die Ruhe bewahren und uns vor allem nicht gegenseitig fertig machen. Wir wollen schließlich in diesem Falle alle in die gleiche Richtung. Diese Krise überwinden wir nur mit Zusammenhalt und Durchhaltevermögen.

Welche Menschen / Einzelpersonen bewunderst du?

Ich bewundere die Besonnenheit derer, die versuchen diese aktuelle Krise in Energie umzumünzen und nicht aufzugeben. Gerade im Kultur- und Gastrobereich beeindruckt mich, wie sehr sich mit guten Aktionen und Solidarität das Licht am Ende des Tunnels erkämpft wird. Wenn man mich aber nach einer Einzelperson fragt, die mich schon seit vielen Jahren prägt und begeistert, dann ist es Barack Obama. Seine Biografie „Ein verheißenes Land“ verschlinge ich derzeit.

Was ist dein aktuelles Lieblingslied?

Oh, da fragst du einen Musikliebhaber eine wirklich schwere Frage. „Bemyself“ von Parcels finde ich aktuell super. Aber mein Herz schlägt schon immer für die Red Hot Chili Peppers und Bob Marley. (Diesen Song findet ihr in der „herzkampf“-Playlist bei Spotify)

Wenn ich dir 5000€ schenke und du müsstest das Geld spenden, wohin würdest du es aktuell spenden?

Das ist einfach: Ich würde meinen Freund Eric aus dem Kibera-Slum in Nairobi anrufen und fragen, was wir mit dem Geld für die Kids vor Ort machen können.

Gibt es Links oder Texte wo man sich näher über dich oder deine Institution informieren kann?

Meine Vereinsarbeit www.adfc-leipzig.de
Meine Verlagsarbeit www.werideleipzig.com
Meine Fotografien www.robertstrehler.de
Meine alter Blog (hier kann man viel über meine prägenden Reise-Eindrücke nachlesen): www.unterwegs-gesehen.de

Ort der Aufnahme: Zentrum, Leipzig

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