Rasha Nasr

Pegida gibt es nach fast 6 Jahren immer noch, die Polizeigewalt in Sachsen nimmt zu, die Stimmung ist derzeit sehr aufgeheizt. Ich bin in diesen Tagen enorm froh, dass es in Sachsen solche Menschen wie Rasha gibt. Ich traf sie in Dresden und war von ihrer offenen, herzlichen Art sofort fasziniert. Rasha kämpft für gegenseitigen Respekt und möchte sich ohne Angst im öffentlichen Raum bewegen können. Was sie genau in der sächsischen Hauptstadt macht und welche Erfahrung sie geprägt hat, schreibt sie hier auf:

Wo bist du aktiv und wofür engagierst du dich?

Ich bin im Vorstand der SPD Dresden und Mitglied im Deutsch-Syrischen-Verband e.V. Ich engagiere mich gemeinsam mit meinen Mitstreiter*innen für ein besseres Miteinander. Für eine selbstbewusst weltoffene Gesellschaft, in der alle Menschen respektiert werden.

Was sind deine Aufgaben?

Bei der SPD bin ich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Ich bearbeite außerdem die Themen Innere Sicherheit und Migration/Integration.

Wofür kämpfst du?

Ich kämpfe dafür, dass Menschen wie ich, hier in Sicherheit und Ruhe leben können. Dass sie den Respekt erhalten, den sie verdient haben, denn alle Menschen haben Respekt verdient. Sicherheit heißt für mich, nicht ständig auf der Straße blöd angeschaut oder bespuckt, beleidigt oder angegriffen zu werden. Sicherheit heißt für mich, dass ich nicht ständig damit rechnen muss, von der Polizei kontrolliert zu werden. Sicherheit heißt für mich, mich ohne Angst im öffentlichen Raum bewegen zu können. Ich kämpfe dafür, dass wir als Gesellschaft wieder zueinander finden, und uns nicht weiter voneinander entfernen. Wir haben irgendwie verlernt, MITeinander zu reden, es wird nur noch ÜBEReinander geredet.

Wann hat dein Kampf begonnen?

Das klingt vielleicht komisch, aber mein Kampf hat mit meiner Geburt begonnen.

Welches Ereignis hat dich am meisten geprägt?

Als ich sechs Jahre alt war, haben mich meine Eltern mit zu meiner ersten Demo genommen. Es war der Jorge-Gomondai-Gedenktag in Dresden. Da habe ich zum ersten Mal verstanden, dass Menschen sterben, weil andere Menschen meinen, sie wären besser. Weil sie meinen, dass andere Leben nicht lebenswert sind. Das war ein richtiger Schock für mich, zu realisieren, dass da ein Mensch sein Leben lassen musste, weil Nazis der Meinung waren, er gehöre nicht dazu, er wäre es nicht wert. Da war mir klar: Das kann dir auch passieren und du musst alles dafür tun, dass es nicht soweit kommt.

Was würdest du an der aktuellen Situation ändern wollen?

Ich würde mich gern sicher fühlen, wenn ich das Haus verlasse. Ich würde mich gern respektiert und akzeptiert fühlen. Ich bin hier geboren, muss aber trotzdem immer erklären, wer ich bin, was ich hier will und was meine Berechtigung ist, überhaupt hier zu existieren. Das könnte endlich mal aufhören. Ich würde gern die Schulpläne neu gestalten – mehr politische Bildung für Sachsen Schüler*innen. Das ist in den letzten Jahren viel zu kurz gekommen, das halte ich für brandgefährlich. Ich würde Pegida verbieten, Dresdens Innenstadt wöchentlich für die Verbreitung ekelhafter rassistischer Hetze zu missbrauchen. Ich würde außerdem gern die Stelle des Bundesinnenministers/innenministerin neu besetzen. Der Studie zu Racial Profiling abzusagen, war ein Schlag ins Gesicht all derer, die ständig darunter leiden müssen – so wie ich zum Beispiel. Ich fordere, dass diese Studie noch kommt und ich stehe voll und ganz hinter der Forderung, eine unabhängige Beschwerdestelle für Polizeibeamt*innen einzurichten.

Welche Menschen / Einzelpersonen bewunderst du?

Hannah ArendtDunja Hayali und meine Mutter. Sie ist mein absolut größtes Vorbild. Sie begegnetet allen Menschen mit bedingungsloser Liebe und Unvoreingenommenheit. Sie ist die selbstbewussteste, besonnenste Frau, die ich jemals kennengelernt habe und wünschte, dass ich in manchen Situationen so wie sie reagieren könnte: Mit einem breiten Lächeln. Wenn du Leute anlächelst, fällt es ihnen unwahrscheinlich viel schwerer, dich böse anzuschauen. Breit grinsen und Desinteresse demonstrieren. Meine Mutter hat den Dreh komplett raus 😉

Was ist dein aktuelles Lieblingslied?

Seit zwei Jahren schon und wahrscheinlich noch sehr lange:
SAM – Da wo du herkommst.

(Diesen Song findet ihr in der „herzkampf“-Playlist bei Spotify)

Wenn ich dir 5000€ schenke und du müsstest das Geld spenden, wohin würdest du es aktuell spenden?

Ich würde mich total freuen, wenn ich Mission Lifeline 5000 Euro schenken könnte.

Gibt es Links oder Texte wo man sich näher über dich oder deine Institution informieren kann?

Man findet mich sowohl auf Facebook unter https://www.facebook.com/rasha.nasr.73 als auch auf Instagram unter https://www.instagram.com/rasha_nasr/ und wer mehr über die SPD Dresden lesen will, schaut mal hier: www.spd-dresden.de

Ort der Aufnahme: Prager Straße, Dresden

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