Nadja Sthamer
Ich durfte Nadja im Bürger:innenbüro in Leipzig treffen, bei einem Kaffee sprachen wir über die aktuelle Lage in der Ukraine, wie man Politik und Familie unter einen Hut bekommt und wie sie sich politisiert hat. Was Nadja noch so alles erlebt und für welche Werte sie einsteht, könnt ihr hier jetzt nachlesen:
Wo bist du aktiv und wofür engagierst du dich?
Mir ist es wichtig Politik und politische Entscheidungsprozesse zu erklären, sodass sich möglichst viele Menschen an Diskussionen und Entscheidungen beteiligen können. Dabei möchte ich besonders junge Frauen empowern, damit sie sich beteiligen können. Debatten sind wichtig, um progressive Ideen voranzubringen. Wir müssen besonders in linken Kontexten wieder mehr miteinander statt gegeneinander streiten, um emanzipatorische Kämpfe wieder zu verbinden. Das setzt voraus, dass wir Räume und Strukturen schaffen, in denen konstruktiv und respektvoll miteinander debattiert werden kann.
Ich als Politikerin versuche da Verantwortung dafür zu übernehmen, politische Entscheidungen und vor allem den Weg dorthin besser zu erklären und für große Transparenz zu sorgen. Abseits dessen haben wir als Politik riesige Aufgaben vor uns welche die GroKo, ja auch die SPD, die letzten Jahre einfach verpennt hat. Wir haben jetzt die Möglichkeit, die Schere zwischen Arm und Reich wieder näher zusammenzuführen, für bezahlbares Wohnen Sorge zu tragen, Mobilität in Stadt und Land für alle zu ermöglichen und letztendlich konsequent den Klimawandel angehen.
Dabei mache ich mir keine Illusionen, während wir in unserer Wohlstandsgesellschaft noch über die möglichen Maßnahmen diskutieren, sind Dürre, extreme Unwetter und extreme Hitze in weiten Teilen des globalen Südens bittere Realität. Daher kämpfe ich für eine verantwortungsvolle Politik, die Probleme global betrachtet und zügig angeht.
Wenn ich neben meinen Beruf als Politikern Zeit finde, spiele ich Theater, bin bei den Falken und auch AntiRa-Bündnissen engagiert. Mein Fokus liegt jedoch, so ehrlich bin ich hier, in der freien Zeit auf meiner Familie. Ich habe zwei kleine Kinder, die beiden möchte ich mindestens ebenso erleben und bestärken wie die jungen Leute, für die ich in Berlin Politik mache.
Was sind deine Aufgaben?
Seit letztem Herbst bin ich Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Leipzig II (Wahlkreis 153), im Süden der Stadt. Ich bin Mitglied in den Ausschüssen für Menschenrechte und humanitäre Hilfe sowie für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Für die SPD-Bundestagsfraktion bin ich stellvertretende entwicklungspolitische Sprecherin. Neben der Ausschussarbeit bin ich in der Arbeitsgruppe Migration und Integration der SPD-Bundestagsfraktion und der Parlamentsgruppe Seenotrettung.
Es ist gar nicht so leicht kurz und knapp zu erklären, was meine Aufgaben sind. In Berlin ist es die inhaltliche Arbeit in den Ausschüssen und Gremien, ich sitze im Plenum und berate dort mit allen Abgeordneten über verschiedenste Themen und stimme am Ende über die Anträge ab. In Leipzig sieht das aber ganz anders aus. Hier treffe ich mich mit Initiativen, besuche Vereine und Projekte und bin ansprechbar für alle Bürger:innen mit ihren Anliegen und Fragen. Meinen Schwerpunkt setze ich hier also vor allem bei der Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und Sozialverbänden sowie soziokulturellen Einrichtungen in Leipzig.
Wofür kämpfst du?
Das klingt jetzt wie eine abgedroschene Floskel, für mich ist es dennoch ein Leitbild: Für eine lebens- und liebenswerte Zukunft in einer gerechteren Welt. Ich will eine solidarische und freie Gesellschaft, in der Menschen gut leben können und respektiert werden – egal welchem Geschlecht sie sich zuordnen, egal woher sie kommen, egal aus welcher Familie sie kommen. Ich kämpfe für einen starken Sozialstaat, der dort unterstützt, wo es nötig ist und dort individuelle Verantwortung stärkt, wo es möglich ist.
Wann hat dein Kampf begonnen?
Ganz klar: Das war der Kampf gegen die Einführung von Studiengebühren in Sachsen. Als ich an der Uni Leipzig studiert habe, haben konservative Landesregierungen die Einführung von Studiengebühren gefordert. Das war für mich eine unverschämte Ungerechtigkeit, die ich nicht so stehen lassen wollte. Also habe ich mich an den Gegendemos beteiligt und in der Juso-Hochschulgruppe. Bildung muss für alle kostenlos möglich sein – ich will ein elternunabhängiges Bafög, damit alle, die es wollen studieren und lernen können, was sie wollen, ohne auf das Portemonnaie der Eltern angewiesen zu sein.
Welches Ereignis hat dich am meisten geprägt?
Mehr als einzelne Ereignisse hat mich meine Zeit bei der sozialistischen Jugendorganisation “Die Falken” sowie bei den Jusos geprägt. Es ist toll, was Kinder alles auf die Beine stellen können, wenn Erwachsene eine Umgebung schaffen, die Beteiligung und Autonomie ermöglichen. Geprägt hat mich vor allem auch mein Aufenthalt in Äthiopien. Mit eigenen Augen zu sehen, unter welchen Bedingungen und von wem die Dinge produziert werden, die wir hier in Deutschland konsumieren hat weh getan. Hochschwangere Frauen ungeschützt mitten in Pestiziden arbeiten zu sehen, damit wir im Supermarkt billig Blumen kaufen können, ist schlicht unglaublich unfair.
Was würdest du an der aktuellen Situation ändern wollen?
Puuh, das ist keine einfache Frage. Ich möchte hier kein Ranking aufstellen, besonders im Moment haben wir viele komplexe Probleme die wir angehen müssen.
Ich bin Friedenspolitikerin durch und durch. Also ist wohl der wichtigste Wunsch, den ich habe, der nach Frieden. Natürlich in der Ukraine, aber auch in Äthiopien und den vielen anderen Kriegen und Konflikten. Zu viele Kinder werden dabei ihrer Zukunft beraubt.
Angesichts der vielen Krisen, die wir auch hier in Deutschland gerade zu bewältigen haben und die unsere Gesellschaft mehr und mehr spalten, fände ich es unfassbar wichtig, dass wir elementare Fragen der Umverteilung angehen. Ich würde gern eine Vermögenssteuer einführen, die Erbschaftssteuer reformieren und eine Finanztransaktionssteuer erheben und die Schuldenbremse kippen. Am Ende geht es ganz einfach ums Geld, um Projekte wie das Bürger:innengeld und die Kindergrundsicherung gut finanzieren zu können und in die Zukunft zu investieren.
Welche Menschen / Einzelpersonen bewunderst du?
Ich bewundere jede einzelne mutige Frau, die unsere elementaren Menschenrechte erkämpft hat und für echte Gleichberechtigung streitet. Persönlich bin ich beeindruckt von Künstlerinnen wie Frida Kahlo, Janis Joplin und Aretha Franklin.
Was ist dein aktuelles Lieblingslied?
Ami Warning – schöne Stunden und FredAtlast – One Day
(Diesen Song findet ihr in der „herzkampf“-Playlist bei Spotify)
Wenn ich dir 5000€ schenke und du müsstest das Geld spenden, wohin würdest du es aktuell spenden?
Das ist eine ziemliche Menge Geld. Ich würde es komplett an Projekte weiter spenden. In emanzipatorische Jugendprojekte im sächsischen ländlichen Raum und coole beteiligungsorientierte Projekte für Kinder in Leipzig. Hier ist es gut aufgehoben, die Förderungen des Freistaates Sachsen könnten da großzügiger ausfallen. Irgendwann knacken wir hoffentlich diese CDU Mehrheit im Sächsischen Landtag…
Gibt es Links oder Texte wo man sich näher über dich oder deine Institution informieren kann?
Am besten über meine Website: www.nadja-sthamer.de . Aber natürlich bin ich auch auf Social Media unterwegs. Schau gern mal auf Instagram ( https://www.instagram.com/nadja_sthamer/ ), Twitter ( https://twitter.com/nadjasthamer ) oder Facebook ( https://www.facebook.com/nadjasthamerspd ) vorbei.
Letztendlich: Schreib mir eine Nachricht auf dem Kanal der euch am besten passt, mein Team und ich beantworten so gut wie jede Frage welche mich erreicht.
Ort der Aufnahme: Hinterhof in Leipzig
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