Michael Neuhaus

Kommunalpolitik kann viel bewirken, mit einer Mehrheit im Rücken schafft man es, Dinge wirklich zu verändern. Michael ist Stadtrat aus Leipzig und ist Bundessprecher des Jugendverbandes der linksjugend – für mich ist es immer wieder spannend zu sehen, was da für spannende Menschen mittlerweile Politik machen, ich hoffe, dass viele die ich hier auf Herzkampf vorstelle später eine tragende Rolle in der Bundespolitik spielen können. Ich hoffe darauf. Was Michael so bewegt, könnt ihr jetzt hier nachlesen: 

Wo bist du aktiv und wofür engagierst du dich?

Seit 2019 bin ich Bundessprecher des parteinahen Jugendverbandes linksjugend . Im selben Jahr wurde ich auch in den Leipziger Stadtrat gewählt und bin seitdem umweltpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE.

Mein Herzkampf gilt, vermutlich dem Umstand geschuldet, dass ich Biologe und Sozialist bin, dem Zusammenhang zwischen Umweltzerstörung und sozialer Gerechtigkeit. Ich kämpfe nicht nur für Pinguine und Eisbären, sondern in erster Linie für das Gute Leben für alle. Dieses kann es für mich nicht geben, wenn mein Kontostand bestimmt, ob ich in einer unsanierten Platte an einer dreckigen, lauten Hauptstraße wohnen muss, oder ob ich mir ein schickes Passivhaus im Grünen leisten kann. Ich verurteile Menschen nicht, wenn sie sich eine billige Hose kaufen, die fünfmal um die Welt geflogen ist, sondern kritisiere ein System, dass diese Produktionsweise sinnvoll erscheinen lässt und Menschen dazu zwingt ihre Lebenszeit für einen Hungerlohn an einen Textilhersteller zu verkaufen.

Außerdem ist es mir wichtig, dass Demokratie mehr ist als alle vier oder fünf Jahre die eigene Stimme abzugeben und sich dann regieren zu lassen. Wer demonstrieren geht, sich in Vereinen oder Bewegungen engagiert, macht ebenso Politik wie gewählte „Politiker*innen“ und sollte ebenso gehört werden.

Was sind deine Aufgaben?

Als Bundessprecher des Jugendverbandes bin ich mit meinen Kolleg*innen dafür verantwortlich sowohl die organisatorischen als auch die politischen Angelegenheiten des Jugendverbandes zu regeln. Das reicht dann über die Organisation von Workshopwochenenden, Pressemitteilungen bis hin zur Teilnahme an Podien. Die Stadtratsarbeit hingegen ist wesentlich weniger orgalastig. Natürlich muss auch dort mal eine Diskussion zu einem aktuellen Thema organisiert werden, aber die meiste Zeit stecke ich in Projekte wie den Leipziger Klimanotstand, Bewässerungskonzepte oder die Arbeit mit Umweltverbänden und Bewegungen. Im Stadtrat kann ich Ideen endlich mal Realität werden lassen. Weil Kommunalpolitik am nächsten an den Menschen ist, kann man die Ergebnisse oft sogar sehen und anfassen.

Wofür kämpfst du?

Ich mache Politik nicht, weil ich zu viel Freizeit habe, sondern weil ich denke, dass die Welt nicht so sein müsste, wie sie ist. Es ist absurd, dass Menschen bei vollen Regalen verzichten müssen, oder Menschen aus ihren Wohnungen geworfen werden, damit ein Haus dann leer stehen kann. Ich bin dafür alles auf den Prüfstand zu stellen, um allen Menschen das bestmögliche Leben zu ermöglichen. Das ist meiner Meinung nach aktuell nicht so und wird schon daran deutlich, dass Demokratie an der Tür des Arbeitsplatzes endet. Ich kämpfe für eine Welt in der Menschen an erster Stelle stehen.

Wann hat dein Kampf begonnen?

Mein Engagement hat 2014 begonnen als ich durch Zufall eine Freundin auf einer Anti-Nazi-Demo getroffen habe. Ich komme aus einer eher ländlichen Region, wo es kaum politische Gruppen gibt. Die Demo war deshalb mein erster Kontakt zur linksjugend und zu einer politischen Gruppe überhaupt. Ich bin darum auch immer wieder total begeistert, wenn ich sehe wie viele junge Menschen in Leipzig politisch aktiv sind.

Welches Ereignis hat dich am meisten geprägt?

In meiner Heimatstadt kam es regelmäßig zu Angriffen von Nazis auf Menschen, die den einzigen alternativen Jugendclub der Stadt besuchten. Diese ständige Angst auf dem Heimweg nach einer Party habe ich bis heute nicht vergessen.

Was würdest du an der aktuellen Situation ändern wollen?

Eine sehr schwierige Frage, da es so unendlich viel zu ändern gilt. Ich würde alle Lager evakuieren und die Geflüchteten nach Deutschland holen. Das Recht auf ein menschenwürdiges Leben ist meiner Meinung nach unabhängig vom Ort, an dem man geboren wurde. Ich würde das Gesundheitssystem, den Wohnungsmarkt, den ÖPNV und die Strom- und Wärmeversorgung wieder unter die Kontrolle der Kommunen bringen, denn all das muss auch dann gewährleistet sein, wenn es sich „nicht rechnet“. Ich würde Hartz IV abschaffen und durch eine Grundsicherung ersetzen, die gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht. Außerdem würde ich die Wochenarbeitszeit auf 20 Stunden bei vollem Lohn- und Personalausgleich reduzieren. Lebenszeit statt Arbeitszeit muss die Devise sein. Und als Umweltaktivist würde ich radikale Umverteilung des Vermögens umsetzen, damit ein nachhaltiges, ökologisches Leben kein Luxus-Lifestyle bleiben muss.

Welche Menschen / Einzelpersonen bewunderst du?

Ich bewundere alle Menschen, die sich trotz einer 40-Stunden-Woche, Familie, Beziehung und all dem anderen Kram, der unsere Woche füllt, mit ganzem Herzen ehrenamtlich in den unterschiedlichsten Projekten engagieren.

Was ist dein aktuelles Lieblingslied?

Kotzreiz – Punk bleibt Punk

(Diesen Song findet ihr in der „herzkampf“-Playlist bei Spotify)

Wenn ich dir 5000€ schenke und du müsstest das Geld spenden, wohin würdest du es aktuell spenden?

Ich will keine 5000€, ich will die ganze Bank.

Gibt es Links oder Texte wo man sich näher über dich oder deine Institution informieren kann?

Ort der Aufnahme: Botanischer Garten, Leipzig

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