Marijana Bogojevic

Maja schrieb mir über Instagram. „Hey, ich bin bald in Leipzig und eine Bekannte hat mir dieses Projekt vorgeschlagen!“. Maja wohnt in Berlin und war für einen Vortrag an der Uni in Leipzig. Wir hatten nur sehr wenig Zeit, aber das Gespräch mit ihr war trotz der Kürze enorm intensiv. Nur wo machen wir die Fotos? Es regnete in Strömen, also entschied ich mich für den neuen Fernbusterminal als Fotolocation. Ich bin sehr froh, so einen aufgeschlossenen, aktiven Menschen getroffen zu haben. Majas Engagement ist sehr breit gefächert. Sie hilft Leuten, die sich positionieren wollen, aber lest selbst:

Wo bist du aktiv und wofür engagierst du dich?

Uff, ich weiß gar nicht wo ich da anfangen soll. Ich bin in ziemlich vielen verschiedenen Kontexten aktiv. Unter anderem engagiere ich mich im Rahmen der #MeTwo-Bewegung, welche dieses Jahr initiiert wurde bei der Personen ihre Rassismuserfahrungen (hauptsächlich auf Social Media) teilten. Wir als Gruppe versuchen das Thema aufrecht zu erhalten und es nicht bei dem einen Hashtag zu belassen, sondern den politischen Diskurs weiter zu beeinflussen. Zusätzlich halte ich Rassismuskritische Workshops, gehe auf Demonstrationen und leiste kostenfreie Bildungsarbeit auf Instagram. Dabei ist Intersektionaler Feminismus ein großer Aspekt. Zusätzlich habe ich dieses Jahr z.B. eine Dokumentation in der Ukraine mitproduziert, welche sich mit dem Genozid an Rom*nija während der NS-Zeit beschäftigt.

Was sind deine Aufgaben?

Meine Lebensaufgaben sind: Politisch immer auf dem neusten Stand sein, um gegen Rassist*innen, Sexist*innen, Homophobe, etc. argumentieren zu können. Das ist sowas wie eine Basis für meine eigentliche Arbeit: Workshops konzipieren und halten, viel organisieren, mich um Förderungen kümmern, Demos besuchen, Veranstaltungen leiten, auf Podien sprechen.

Wofür kämpfst du?

Ich kämpfe für eine Gesellschaft, in der alle gleich behandelt werden und dementsprechend gleiche Chancen und Privilegien genießen können. Idealerweise geschieht dies Unabhängig vom Geschlecht/ Nationalität/ Hautfarbe/ Sozialer Schicht/ Sexualität/ Religion, sondern passiert auf Individueller Ebene. Hierfür müsste das Patriarchat, Heteronormativität, white supremacy, Ableism, Klassismus und noch viele andere -ismen bekämpft werden. Hört sich zwar viel an, ist aber notwendig um Chancengleichheit möglich zu machen.

Wann hat dein Kampf begonnen?

Ich bin seit knapp 7 Jahren Aktivist*in und habe mich seitdem in vielen verschiedenen Kontexten engagiert. Ich glaube aber, dass wenn Personen als Migrantische Frauen* aus Arbeiter*innenfamilien in Deutschland leben oder aufwachsen, Aspekte der sozialen Ungleichheit früh klar werden. 

Was würdest du an der aktuellen Situation ändern wollen?

Idealerweise würde ich alle -ismen, die ich anfangs genannt habe eliminieren. Aber da der Rechtsruck in Deutschland aber auch europaweit wieder extreme Formen annimmt, würde ich mich auf diese fokussieren. Dieses hauptsächlich um die Geflüchteten Menschen zu schützen, aber auch um Personen der 3./4. Generation, die immer noch Opfer von Naziangriffen (Stichwort NSU Komplex) sind, zu schützen. Zusammenfassend also die Akzeptanz aller überall. Außer Nazis. Die sollten nirgends toleriert werden.

Welche Menschen / Einzelpersonen bewunderst du?

Insbesondere meine Freund*innen of colour und femme-identifying Freund*innen sind für mich täglich eine Inspiration. Personen, die ihr Leben dem Aktivismus widmen, und sich selbst reflektieren sind für mich auch sehr wichtig, da diese für mich als Vorbildfunktionen dienen. Da ich viel auf instagram unterwegs bin, sind da einige Leute, die unglaublich gute Arbeit leisten und mich dadurch empowern.

Was ist dein aktuelles Lieblingslied?

Barbarian – Mona Haydar
(Diesen Song findet ihr in der „herzkampf“-Playlist bei Spotify)

Wenn ich dir 5000€ schenke und du müsstest das Geld spenden, wohin würdest du es aktuell spenden?

Es gibt sehr viele Organisationen, die ich finanziell unterstütze(n würde), aber die Arbeit vom “International Women* Space”(ISW) ist momentan eine der wichtigsten und notwendigsten. IWS ist eine Gruppe von Geflüchteten Frauen* in Deutschland, die ihre Geschichten erzählen und anderen Frauen* in ähnlichen Situationen Unterstützung bietet. Ich habe ihre Arbeit auf der Konferenz “Als ich nach Deutschland kam…” kennengelernt, und weitere Gruppenmitglieder anschließend auf der von ihnen organisierten Demo zum 8. März (feministischen Kampftag) kennengelernt. Sie zeigen Intersektionen von Rassismus und Sexismus auf, von welchen sie betroffen sind. Ihr Buch “In our own Words” gibt es auf ihrer Webseite auf Spendenbasis zu bestellen, in dem Geflüchtete Frauen* ihren Weg nach Deutschland erzählen. Falls einer*r momentan Spenden kann/will, ist hier der Link: http://iwspace.de/spenden/

Gibt es Links oder Texte wo man sich näher über dich oder deine Institution informieren kann?

Ich poste auf meinem eigenen Instagram Account (@yugodeinesvertrauens) viel über meine eigene Arbeit als Speaker*in, Aktivist*in und Studierende, aber auch über den “How to be an Ally”-Workshop. In diesem Interview bei EditionF habe ich einige Fragen zum Thema Antirassismus und Aktivismus beantwortet.

Ort der Aufnahme: Fernbusterminal, Leipzig

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