Ivy Bieber

Als ich in Altenburg ankam, war gerade das Freitagsgebet vorbei und viele Menschen strömten auf die Straße, ein erster Eindruck, mit dem ich nicht unbedingt gerechnet hätte. Ich wartete vor dem integrativen Zentrum auf Ivy. Sie öffnete mir ein paar Minuten später die Tür und wir verstanden uns auf Anhieb. Sie steht für Integration in Altenburg. Sie ist Problemlöserin, Hoffnungsschimmer und Brückenbauerin in einer Person. Wie sie ihre Umgebung wahrnimmt und wie ihre Geschichte bisher verlaufen ist, könnt ihr hier nachlesen: 

Wo bist du aktiv und wofür engagierst du dich?

Derzeit arbeite ich im Integrativen Zentrum des Futura – Integrationsbündnis Altenburger Land e.V. Ich engagiere mich für eine transparente Integrationsarbeit, die alle Akteure einbezieht und  auf ein möglichst harmonisches Miteinander hinarbeitet. Außerdem liegt mein Herzblut vor allem in der Aufklärungsarbeit zu Genderthemen, die ich, da ich selbst das Leben als Transidentin kenne und am eigenen Beispiel weiß, welche Auswirkungen Transphobie und Lookism haben, sehr persönlich gestalte.

Im Altenburger Land stehe ich vor allem für die Flüchtlingsarbeit. Nachdem ich 2014 ehrenamtlich stellvertretende Migrationsbeauftragte und ab 2015 hauptamtliche Migrations- und Integrationsbeauftragte und später Integrationsmanagerin des Landkreises wurde, verbinden mich die meisten Menschen hier mit eben dem Flüchtlingsthema.

Was sind deine Aufgaben?

Meine Hauptaufgabe ist die Koordination der selbstgestellten Aufgaben des Zentrums, welche sich vor allem in der Sozialarbeit, der präventiven Arbeit, der integrativen Arbeit vor Ort, der Projekt- und Öffentlichkeitsarbeit darstellen. Neben Planungs-, Organisations- und Abrechnungsprozessen entwickle und halte ich, gemeinsam mit den jeweils Beteiligten, Schulungen, Workshops und Vorträge, bin Ansprechpartnerin für Hilfesuchende, Verwaltung, Politik, Träger, Organisationen, Presse usw.

Am liebsten aber schreibe und inszeniere ich mit LaiendarstellerInnen gleich welcher Herkunft Theaterstücke zu verschiedenen Themen, so u.a. über die Flüchtlingssituation im Altenburger Land verpackt in einer klassischen arabischen Liebesgeschichte („Madschnùn Lailà“), Gleichstellung und Ausgrenzung in einem Matriarchat („Avalon Descending“) oder auch über das Gefühlsleben von Transidenten („Entrance / En`trans“) und spiele auch für mein Leben gern.

Wofür kämpfst du?

Ich kämpfe für ein gegenseitiges  Verständnis, dafür, dass alle Menschen danach beurteilt werden was sie wirklich sind und nicht, für was wir sie bequemerweise halten. Ich kämpfe dafür, dass Gleichgültigkeit und Rücksichtslosigkeit abnehmen und die Menschen wieder Perspektiven, und sei es nur für einen vermeintlich ganz kleinen Teil  ihres Lebens, sehen. Nichts ist trivial.

Wann hat dein Kampf begonnen?

Smile, wahrscheinlich seit ich denken kann. Einen genauen Zeitpunkt könnte ich wirklich nicht benennen.

Welches Ereignis hat dich am meisten geprägt?

Das war, als meine Mutter mir sagte: „Verlange niemals etwas von jemandem, was du selbst nicht bereit bist zu tun“. Das hat mich sehr beeindruckt und ich verstand es so, dass es nicht darum geht zu meckern und zu beschuldigen, sondern uns selbst, nach all unseren Möglichkeiten, einzubringen. So lese ich ständig, gerade in den sozialen Medien, so viele wuterfüllte Anschuldigungen, aber nur sehr selten begleitet mit den Worten „Ich selbst habe bereits XXX dafür getan, um dieses Problem zu beseitigen …“. So ändern wir an den Problemen sehr wenig sondern schüren nur Hass und Angst.

Was würdest du an der aktuellen Situation ändern wollen?

Ich wünschte mir, dass wir uns alle, bevor wir urteilen, immer fragen: „Was wäre, wenn ich die Person wäre, über die geurteilt wird“? Im Endeffekt wäre es toll, wenn wir eben alle so behandeln, wie wir selbst behandelt werden möchten.

Welche Menschen / Einzelpersonen bewunderst du?

Ich bewundere Menschen, die uneigennützig für das einstehen woran sie glauben, Menschen, die eigene Fehler eingestehen können, die Anderen ein Lächeln, eine helfende Hand, aber auch stets ehrliche Worte schenken. Großartige Beispiele hierfür sind meine MitstreiterInnen Dana, Akef und Toralph oder auch Udo Friedrich aus Meerane.

Was ist dein aktuelles Lieblingslied?

Musik ist etwas Wundervolles. Ich mag sehr viele Facetten an ihr. Derzeit höre ich besonders gern das „Stabat Mater“, ein Werk von von G.B. Pergolesi, einem italienischen Komponisten, der leider bereits im Alter von 26 Jahren verstarb und den Soundtrack zu „Jordskott“, einer schwedischen Fernsehserie.

(Diese Songs findet ihr in der „herzkampf“-Playlist bei Spotify)

Wenn ich dir 5000€ schenke und du müsstest das Geld spenden, wohin würdest du es aktuell spenden?

Es gibt natürlich wahnsinnig viele Vereine, Institutionen und Projekte, die Spenden benötigen und diese auch wert sind. Um eine aufzuzählen, ich lernte vor kurzer Zeit die NGO „Are You Syrious“ kennen, die sich vor allem um Geflüchtete in Kroatien kümmert. Die Darstellung ihrer Arbeit hat mich sprachlos und sehr nachdenklich gemacht.

Gibt es Links oder Texte wo man sich näher über dich oder deine Institution informieren kann?

Ort der Aufnahme: Altenburg, Thüringen

Support Herzkampf

Herzkampf ist ein Projekt, was von einer einzelnen Person gestemmt wird. Es kostet Zeit, Geld und ist aufwendig, jede Woche einen neuen aktiven Menschen vorzustellenFalls ihr die Seite gut findet, könnt ihr das Projekt entweder per Paypal oder bei Steady unterstützen. Falls euch das Herzkampf-Logo gefällt könnt ihr auch Shirts oder andere Produkte im Shop davon kaufen. Jeder Cent hilft.