Stephan Anpalagan

Stephan fällt auf, durch seine Postings die oft die Sachlage gut wiedergeben und oft viral gehen. Er probiert mit seiner gegeben Reichweite etwas Sinnvolles anzufangen. Als wir uns trafen, nahm ich ihn als reflektierten Menschen war, der probiert die aktuelle politische Umwälzung in ganz Deutschland einzuordnen. Was ihn geprägt und was er bisher erlebt habt, könnt ihr jetzt hier nachlesen: 

Wo bist du aktiv und wofür engagierst du dich?

Ich schreibe Kolumnen und Hintergrundtexte zur AfD und anderen rechtsextremen Gruppierungen. Außerdem halte ich Vorträge zu den Themen Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und helfe Städten und Gemeinden, Handlungskonzepte gegen Rechtsextremismus zu entwickeln.

Was sind deine Aufgaben?

Ich informiere die Öffentlichkeit über Menschenrechtsverletzungen und über Gruppierungen, die Menschenrechte für einzelne Minderheiten in unserem Land einschränken oder sogar abschaffen wollen. Außerdem helfe ich NGOs und Stiftungen bei der Entwicklung von Strategien & Kampagnen und vernetze Einzelkämpfer und Organisationen miteinander. Aktuell gründe ich ein Beratungsunternehmen, das Wirtschaftsunternehmen dabei unterstützt demokratische Werte als Teil ihrer Unternehmenskultur zu etablieren.

Wofür kämpfst du?

Es macht mich fassungslos, dass wir im Jahr 2019 noch immer flächendeckend Rassismus und Sexismus bekämpfen müssen. Kein Mensch sollte sich wegen seiner Hautfarbe, seiner Religion, seines Geschlechts, seiner sexuellen Orientierung, seiner Behinderung oder weswegen auch immer rechtfertigen und verteidigen müssen. Das Grundgesetz selbst verpflichtet uns doch alle für eine weltoffene und tolerante Gesellschaft zu kämpfen.

Wann hat dein Kampf begonnen?

Ich habe als Jugendlicher in den 1990er Jahren Geflüchtete bei Behördengängen begleitet, Anwaltsschreiben übersetzt und Petitionen aufgesetzt, um Abschiebungen zu verhindern. Mit dem Eintreffen der Menschen im Jahr 2015 wurden viele Erinnerung an meine Jugendzeit wach. Gleichzeitig schien mit dem Aufkommen der AfD eine neue Dimension an Hass und Gewalt in der Mitte unserer Gesellschaft freigesetzt zu werden. Im Januar 2018 schrieb ich deshalb voller Zorn einen Text über die AfD und ihre besondere Nähe zum Nationalsozialismus. Dieser Text wurde unerwartet häufig geteilt. Nun schreibe ich regelmäßig und bekämpfe mit unterschiedlichen Aktionen das Gedankengut dieser Partei und freue mich, dass ich bei diesem Kampf viele wunderbare Menschen an meiner Seite weiß.

Welches Ereignis hat dich am meisten geprägt?

Der Brandanschlag von Solingen im Jahr 1993 ist meine erste politische Erinnerung. Mein Elternhaus in Wuppertal war exakt 13,5 Kilometer von dem Unglücksort entfernt. Noch heute sehe ich die ausgebrannten Fenster und die mit der türkischen Flagge umhüllten Särge vor meinem geistigen Auge.

Ein anderes Ereignis, dass mich erschüttert hat und verzweifeln ließ, war die Nachricht von dem dreijährigen Alan Kurdi, der auf seiner Flucht aus Syrien im Mittelmeer ertrank und an den türkischen Strand gespült wurde. Ich weiß nicht genau was, aber beim Anblick dieses Bildes ist irgendetwas in mir zerbrochen.

Was würdest du an der aktuellen Situation ändern wollen?

Zwei Sachen. Erstens: Wir können, verdammt nochmal, nicht zulassen, dass Menschen im Mittelmeer ertrinken. Wir haben das Geld, die Ausrüstung und alle Möglichkeiten das Sterben vor den europäischen Außengrenzen zu verhindern. Wir können auch Menschen, die der Hölle eines libyschen Folterknastes entflohen sind, nicht wieder dorthin zurückschicken. Also brauchen wir eine echte europäische Seenotrettung und sichere Fluchtwege. Zweitens: Wir können nicht dulden, dass Nazis, Rechtsextreme und sonstige Demokratiefeinde in unserem Land tun und lassen, was ihnen beliebt. Wir müssen diese zuweilen terroristische Gefahr ernst nehmen und alle Maßnahmen ergreifen, die notwendig sind, um die Feinde der Freiheit zur Strecke zu bringen. Wir haben bereits beim NSU über Jahrzehnte hinweg tatenlos zugesehen, wie Menschen ermordet wurden und wahnwitzigerweise gegen die Opferfamilien ermittelt wurde. Das muss sich ändern. Und zwar schnell.

Was ist dein aktuelles Lieblingslied?

Ich glaube, es gab in den letzten 20 Jahren kaum einen Tag, an dem ich nicht wahlweise „Schrei nach Liebe“ von den Ärzten oder „Adriano“ von Brothers Keepers gehört habe.

(Diese Songs findet ihr in der „herzkampf“-Playlist bei Spotify)

Wenn ich dir 5000€ schenke und du müsstest das Geld spenden, wohin würdest du es aktuell spenden?

Ich würde es aufteilen zwischen der Seebrücke (einer Kampagnen-Plattform, die mit allen Seenotrettungsorganisationen vernetzt ist), Ärzte ohne Grenzen und Amnesty International.

Gibt es Links oder Texte wo man sich näher über dich oder deine Institution informieren kann?

Ort der Aufnahme: Jahnallee, Leipzig

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