Joshi von ZSK

ZSK höre ich schon sehr lange, daher fasste ich meinen Mut zusammen und schrieb Joshi per Twitter an. Ich fragte ihn, ob er Lust hätte, Teil der Herzkampf-Kampagne zu sein. Er sagte zu und so fuhr ich nach Dresden ins „Tante JU“, um ihn vor dem ZSK-Konzert zu treffen. Er war so unfassbar freundlich, neugierig und hilfsbereit. Die Band besteht seit über 20 Jahren und haben eine sehr bewegte Geschichte hinter sich. Was Joshi in dieser Zeit alles erlebte und was ihn prägt, findet ihr im Interview-Teil:

Wo bist du aktiv und wofür engagierst du dich?

Als Band spielen wir seit 1997 zusammen. Das war schon immer mit politischem Aktivismus verbunden. Ich finde bei Punkrock gehört dazu, sich gegen gesellschaftliche Missstände auszusprechen und zwar so laut und direkt wie es eben geht.

Was sind deine Aufgaben?

In erster Linie schlaue Texte und Lieder schreiben, singen und Gitarre spielen. Aber auch Tausend Dinge drumherum. Das geht von Shirt-Designs erfinden, Touren planen, Musikvideo-Konzepte basteln bis hin zu Social-Media-Kanäle betreuen und natürlich die Kein Bock Auf Nazis-Kampagne koordinieren.

Wofür kämpfst du?

Klingt pathetisch, aber letztendlich für eine bessere Welt. Ich habe ein sehr starkes Gerechtigkeitsempfinden. Die ganze Scheiße, die weltweit jeden Tag auf so vielen Ebenen passiert, macht mich richtig wütend. Also versuche ich als Mensch und mit der Band alles nach unseren Möglichkeiten ein klein bisschen besser zu machen. Kurz gesagt, wünsche ich mir eine Welt mit lebenswerten Bedingungen für ausnahmslos alle Menschen. Dadurch würden auf einen Schlag so ziemlich alle Gründe, sich gegenseitig umzubringen, wegfallen. Das wäre doch mal was!

Wann hat dein Kampf begonnen?


Als wir mit 13 von unserem großen Bruder die ersten Punkrockplatten bekommen haben. Wir wurden über Punkrock sozialisiert. Das geht nicht ohne Politik. Wir stammen ja ursprünglich alle aus Göttingen. Da bekam man die Auseinandersetzungen mit Nazis auch als Schüler sehr gut mit. Wenige Kilometer entfernt in Northeim wohnte Nazikader Thorsten Heise. Der kam mit seinem Trupp ab und zu nach Göttingen. Dann hat es immer kräftig geknallt.

Sehr bewegt hat uns der Tod von Conny Wessmann 1989. Sie wurde nach einer Auseinandersetzung mit Neonazis von der anrückenden Polizei in den Verkehr getrieben und von einem Auto erfasst. Das hat damals die ganze Stadt sehr erschüttert. Zu den anschließenden Demos kamen Zehntausende Antifas aus ganz Deutschland.

Welches Ereignis hat dich am meisten geprägt?


Das beeindruckendste Erlebnis antifaschistischer Proteste war für mich definitiv der verhinderte Naziaufmarsch 2011 in Dresden. Jahrelang waren wir immer mit wenigen hundert Antifas alleine dort und man konnte kaum etwas ausrichten. Und jetzt fuhren wir plötzlich mit 40 Bussen aus Berlin da hin und haben zusammen mit Aktivisten aus der gesamten Republik die Nazis aus der Stadt gejagt. Dieser Moment, als die Polizei unseren Konvoi an der Autobahnabfahrt stoppen wollte und plötzlich mehrere Tausend Menschen aus den Bussen strömten und einfach losliefen, war unbeschreiblich. Keine Polizeisperre konnte uns aufhalten, alle waren so entschlossen. Es ging einfach immer weiter und der Naziaufmarsch wurde zum Desaster. Der Tag hat mir gezeigt, dass man (mit großer Kraftanstrengung) als politische Bewegung wahnsinnig viel erreichen kann.

Was würdest du an der aktuellen Situation ändern wollen?

AfD verbieten und gleichzeitig ganz, ganz viel Bildungsarbeit machen, um deren Wählern ihren verdammten Hass und ihre Ängste zu nehmen. Dann wird vier Wochen das Internet abgeschaltet und die müssen alle mal im echten Leben mit Menschen reden, ohne Fakenews, Youtube-Verschwörungstheorien und rassistische Scheiß-Webseiten. Vielleicht hilft das.

Welche Menschen / Einzelpersonen bewunderst du?

Da gibt es einige. Eine richtig coole Sau war definitiv Georg Elser. Komplett auf eigene Faust hat er dieses Bombenattentat auf Hitler geplant und am 8. November 1939 durchgeführt. Nur weil Hitlers Flugzeug wegen schlechtem Wetter früher als geplant gestartet ist, hat es nicht geklappt. Hätte das funktioniert, wäre der 2.Weltkrieg vielleicht verhindert worden. Er wurde 1945 im KZ Dachau ermordet. Dass Elser in den meisten Geschichtsbüchern kaum erwähnt wird, weil er politisch nicht eindeutig einzuschätzen war, ärgert mich sehr. Ich habe deshalb ein Lied über ihn geschrieben, damit seine Geschichte nicht vergessen wird. (Spotify-Link: https://open.spotify.com/track/6sEWYGNnDAhbXXWszB1GfR?si=CP1pKXuBTmqFbwh4O4HLyw)

Was ist dein aktuelles Lieblingslied?

Rancid – Ruby Soho
(Diese Songs findet ihr in der „herzkampf“-Playlist bei Spotify)

Wenn ich dir 5000€ schenke und du müsstest das Geld spenden, wohin würdest du es aktuell spenden?

Definitiv Pudding in Grimma. Bester Mann! (Dorf der Jugend)

Gibt es Links oder Texte wo man sich näher über dich oder deine Institution informieren kann?

www.skatepunks.de

Unsere Kein Bock auf Nazis Kampagne hier:
www.keinbockaufnazis.de

Ort der Aufnahme: Tante JU, Dresden

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