Tobias Prüwer
Tobias habe ich das erste Mal als Kulturjournalist beim kreuzer Leipzig wahrgenommen. Er selbst ist schon sehr lange in seiner Freizeit politisch engagiert und mit seiner Kulturkritik aus Leipzig für mich nicht mehr wegzudenken. Ich mag seine Artikel und seine Tweets. Wir trafen uns im Leipziger Süden, um über Leipzig und die Welt zu sprechen. Was Tobias so antreibt, könnt ihr jetzt hier nachlesen:
Wo bist du aktiv und wofür engagierst du dich?
Ich bin vor allem Kulturjournalist und versuche neue Blickwinkel auf Themen zu zeigen, auch eher selten Betrachtetes und Marginalisiertes hervorzuheben. Letztlich geht es mir darum, die Vielfalt jenseits aller Moden zum Sprechen zu bringen. Dass Kulturkritik dabei auch Gesellschaftskritik bedeutet, versteht sich für mich von selbst.
Was sind deine Aufgaben?
Ich versuche so fair wie möglich zu berichten und gründlich zu recherchieren – und mit meiner journalistischen Arbeit die Grenzen zum Aktionismus nicht zu überschreiten. Den behalte ich mir privat vor. Darum berichte ich selten von Demos; daran nehme ich lieber in meiner Freizeit teil.
Wofür kämpfst du?
Für ein kritisches Bild von Zeitgeist und Gesellschaft, für die Wahrnehmung auch unvernommener Perspektiven und ein Verständnis dafür, nicht in der besten aller möglichen Welten zu leben. Im Grunde ist Aufklärung mein Ziel – wenn der Begriff nicht so historisch kontaminiert wäre.
Wann hat dein Kampf begonnen?
Privat engagiere ich mich seit der Wendezeit politisch. Journalistisch zu arbeiten begann ich Ende der Neunziger. Später dann legte ich immer mal ein Buch nach, um Überlegungen etwas länger auszuformulieren und ausführlicher begründen zu können.
Welches Ereignis hat dich am meisten geprägt?
Die Baseballschläger-Jahre haben meine Jugend bestimmt. Damit meine ich nicht nur die nazisistische und rassistische Alltagsgewalt, die jedem und jeder ständig widerfahren konnte, die und der nicht in die Weltanschauung der Nazis passte. Sondern den Gesamtkomplex aus klatschenden »Mittebürgern«, wenn Geflüchtetenunterkünfte brannten, die faktische Abschaffung des Asylrechts durch »Volksparteien«, blinde oder bewusst nicht handelnde Ermittlungsbehörden, die Kriminalisierung linker Proteste, Polizeigewalt etc.
Was würdest du an der aktuellen Situation ändern wollen?
Das ist von Hartz IV bis zur Festung Europa zu viel, was sich ändern muss. Sichtbarkeit schaffen, Missstände weiter wahrnehmbar machen, wäre ein erster Schritt. An schnelle gesellschaftliche Veränderungen glaube ich nicht (mehr).
Welche Menschen / Einzelpersonen bewunderst du?
Alle, die sich für eine emanzipatorische Gesellschaft einsetzen.
Was ist dein aktuelles Lieblingslied?
„Fuck the Factoid“ von Napalm Death
(Diesen Song findet ihr in der „herzkampf“-Playlist bei Spotify)
Wenn ich dir 5000€ schenke und du müsstest das Geld spenden, wohin würdest du es aktuell spenden?
Schwere Entscheidung. Ich würde das Geld an Kristina Hänel und die anderen angeklagten Ärzt*innen spenden, die wegen Informieren über Schwangerschaftsabbrüche angeklagt wurden und vors Bundesverfassungsgericht gezogen sind. Der Paragraph 219a muss weg.
Gibt es Links oder Texte wo man sich näher über dich oder deine Institution informieren kann?
Als Freiberufler sind meine Sachen sehr zerstreut, daher kann man sich am besten über Twitter ein Bild machen: https://twitter.com/kopptisch
Ort der Aufnahme: Südvorstadt, Leipzig
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